Im Gegensatz zu Haus- und Seminararbeiten während des Studiums wird von Doktoreltern erwartet, dass sie ihre Doktorand*innen und deren Projekte betreuen. Das kann ganz unterschiedlich aussehen – manche Betreuer*innen geben konkrete Zeitpläne vor, wann einzelne Kapitel abzugeben sind, bei anderen müssen Doktorand*innen gezielt nach Unterstützung fragen und dürfen im Übrigen selbständig arbeiten. Gleich, wie eure Betreuung aussieht, spielen vermutlich Gespräche mit dem*der Betreuer*in eine Rolle. Deshalb möchte ich ein paar Tips geben, wie man dafür sorgen kann, dass man aus diesen Gesprächen das meiste rausholt.

Vorbereitung

Bevor es zu einem Gespräch kommt, sollte man sich überlegen, welche Fragen man stellen, welche Themen man ansprechen möchte. Das können organisatorische Fragen sein, zum Beispiel zu einem Arbeitsplatz am Lehrstuhl oder Zugang zu Literatur. Es kann aber auch um Inhaltliches gehen, zum Beispiel die Diskussion einer Rechtsfrage oder die Gliederung der Dissertation. All diese Fragen hält man am besten schriftlich (oder elektronisch) fest. Ich habe dauerhaft eine Liste geführt, auf der ich Fragen, die ich meinem Doktorvater stellen wollte, gesammelt habe – nur wenn es etwas Wichtiges/Dringendes war, habe ich mehr oder weniger sofort nachgefragt.

Wenn ihr um einen Termin für ein Gespräch bittet, kann es sinnvoll sein, schon einmal das wichtigste Thema oder die wichtigsten Themen grob anzureißen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass der*die Betreuer*in sich gedanklich darauf einstellen kann, sondern er*sie kann dann auch die ungefähre Dauer abschätzen und entsprechend viel Zeit einplanen. Durch ein “insbesondere” oder “vor allem” kann man auch deutlich machen, dass man noch andere zu besprechende Punkte hat.

Falls ihr eine Mail schreibt, bietet es sich manchmal an, schon zwei oder drei grobe Terminvorschläge zu machen (nächste Woche Dienstag Vormittag oder Mittwoch Nachmittag), auf die euer*eure Betreuer*in reagieren kann, damit man nicht mehrfach hin und her schreiben muss. Grundsätzlich würde ich empfehlen, einmal bei dienstälteren Lehrstuhlkolleg*innen nachzufragen, wie Termine beim Doktorvater oder der Doktormutter gehandhabt werden und ob es zum Beispiel ein übliches Vorgehen oder eine übliche Zeit für Gespräche gibt.

Unmittelbar vor dem Termin solltet ihr noch einmal eure Themen durchgehen, damit ihr alles im Kopf habt. Für viele Fragen ist es außerdem hilfreich, zum Beispiel die Gliederung oder eine Textpassage auszudrucken oder direkt die ganze Dissertation am Laptop mitzunehmen.

Während des Gesprächs

Um den meisten Nutzen aus dem Gespräch mit dem*der Betreuer*in zu ziehen, sollte man sich währenddessen unbedingt Notizen machen. Das gilt natürlich umso mehr, wenn es um komplexere Themen geht oder wenn man Hinweise auf konkrete Quellen bekommt, deren Fundstellen man sich nicht merken kann. Und natürlich sollte man die vorbereitete Liste dabei haben, um sicherzugehen, dass alle Themen angesprochen werden.

Außerdem sollte man sich trauen, so lange nachzufragen, bis man mit der Antwort zufrieden ist (oder der*die Betreuer*in einem deutlich zu verstehen gibt, dass sie*er nicht bereit ist, weiter darüber zu sprechen). Dabei kann man, gerade wenn es um inhaltliche Themen geht, ruhig auch seine eigene Meinung vertreten und Widerworte geben. Denn im Zweifel kennt man sich als promovierende Person schon nach wenigen Monaten mit dem eigenen Thema besser aus als die*der Betreuer*in – diese*r hat hingegen den Vorteil, mehr Erfahrung mitzubringen und außerdem einen besseren Überblick über das Rechtsgebiet insgesamt zu haben. Ein guter Doktorvater oder eine gute Doktormutter freut sich, wenn die*der Doktorand*in eigene Gedanken entwickelt und interessante Argumente bringt und man so voneinander lernen kann. Mein Doktorvater hat einmal gesagt, “Recht entsteht durch Rede und Gegenrede” – und das gilt gerade auch für die Dissertation. Ein echtes kontroverses Fachgespräch kann unheimlich hilfreich sein.

Allerdings sollte man sich auch bewusst sein, dass manche Doktoreltern nicht gerne in die inhaltliche Diskussion gehen. Sie sehen das nicht als ihre Aufgabe oder haben schlicht nicht die Zeit dazu. Wenn man sich diesbezüglich unsicher ist, sollte man vorab bei “Promotions-Geschwistern” nachfragen. Bei anderen Betreuer*innen ist es wichtig, ihnen ausreichend Vorwarnung zu geben, sodass sie sich auf ein inhaltliches Gespräch einstellen können (s.o.). An dem Lehrstuhl, an dem ich promoviert habe, konnte man immer über Inhaltliches mit dem Doktorvater sprechen, es war aber auch nicht unüblich, dass man ein inhaltliches Problem vor dem gesamten Team vorgetragen hat und anschließend diskutiert wurde. Neben den Vorteilen, die ein Vortrag generell hat, führte dieses Vorgehen auch dazu, dass der Doktorvater dann inhaltlich im Thema war und selbst besser mitdenken und argumentieren konnte.

Nachbereitung

Nach dem Gespräch sollte man unbedingt zeitnah noch einmal die Notizen mit der Frage-Liste abgleichen und auch Tipps und Hilfestellungen umzusetzen beginnen, soweit das möglich ist. Wenn sich dann Folgefragen ergeben oder man merkt, dass man es doch noch nicht genau genug verstanden hat, kann man direkt noch einmal nachfragen und die*der Betreuer*in hat das Gespräch hoffentlich auch noch gut genug in Erinnerung, dass man diese Fragen schnell klären kann.