Es ist leicht, ein Interview über die eigene Promotionszeit zu geben, wenn alles glatt gelaufen ist. Schwerer ist es, darüber zu sprechen, wenn etwas nicht so gut war – aber häufig kann man aus solchen Berichten, in denen etwas ordentlich schief gelaufen ist, am meisten lernen. Für diese Fälle werden auf Dr. jur. auch anonyme Interviews veröffentlicht – so muss die eine Seite keine negativen Konsequenzen fürchten und die andere Seite kann trotzdem lernen.

Wann begann und endete Deine Promotionsphase? Vor oder nach dem Referendariat?

Ich habe vor dem Referendariat promoviert und direkt nach dem 1. Examen angefangen und die Diss während des Referendariats beendet.

Wie lief Deine Promotion ab? Wann hast Du mit der Themensuche begonnen, wann hattest Du das Thema gefunden und festgelegt, wann hast Du Deine Schriftfassung final abgegeben, wann war die Disputatio/Rigorosum? Und welche wichtigen Zwischenschritte gab es dazwischen?

Ich habe kein Thema gesucht. Mein Doktorvater hat mir eins vorgeschlagen. Er sagte, wenn es mir nicht gefällt, kann ich auch ein anderes bekommen. Das war im Juli. Im darauffolgenden Februar habe ich eine dreiseitige grobe Gliederung eingereicht. Mein Doktorvater meinte, dass davon nur eine Viertelseite zu meinem Thema gehöre, den Rest hat er gestrichen. Dann habe ich innerhalb von 6 Wochen diese Viertelseite ausgebaut und eine neue Gliederung nach seinen Wünschen erstellt. Die Gliederung hat er abgesegnet ohne jegliche Änderung und dann habe ich Kapitel für Kapitel recherchiert und geschrieben. Ich habe jedes Kapitel einzeln bei meinem Doktorvater eingereicht und er hat es zeitnah korrekturgelesen und ich habe die Änderungen direkt umgesetzt. Genau drei Jahre nach dem Beginn habe ich die Doktorarbeit eingereicht und habe im August das Referendariat begonnen. Nach drei Monaten bekam ich die Doktorarbeit zurück mit extrem vielen Korrekturen. Mein Doktorvater behauptete, dass vieles so vorher nicht in den einzelnen Kapiteln enthalten gewesen sei, was nicht stimmte. Außerdem würden noch zwei große Kapitel fehlen, von denen vorher nie die Rede war. Ich habe also noch zwei Kapitel geschrieben und die Arbeit fünf Monate später erneut eingereicht. Dieses Mal final. Die Disputation fand 7 Monate später statt.

Wie hast Du Deinen Doktorvater/Deine Doktormutter gefunden?

Ich habe zuerst bei dem Professor versucht zu promovieren, bei dem ich die Seminararbeit im Schwerpunkt geschrieben hatte. Sein Forschungsschwerpunkt gefiel mir und ich dachte, da das Seminar sehr gut gelaufen war, wäre das eine gute Idee. Eigentlich wollte der Professor nur Promovenden haben, die ein Gut in einer Seminararbeit bei ihm hatten. Das wurde mir im ersten Gespräch mitgeteilt. Der Professor sagte, ich hätte zwar nur ein VB in der Seminararbeit gehabt, aber er hätte sich die Arbeit nochmal angeschaut und würde jetzt rückblickend sagen, dass ich doch wenigstens ein Gut verdient gehabt hätte, sodass er mich zum Gespräch eingeladen hätte und ich bei ihm promovieren könnte. Er hatte ein DFG Projekt, in dessen Rahmen ich versucht habe, ein Thema für mich auszuloten.

Als wir in einem nächsten Gespräch ein paar Wochen später über meinen Vorschlag sprachen, wurde mir gesagt, dass ich keinen eigenen Vorschlag zu einer Gesetzesreform in meiner Diss entwickeln, sondern nur für einen bestimmten Themenbereich die aktuelle Situation rechtsvergleichend darstellen sollte. Die Reformvorschläge, die sich daraus ergäben, wollte der Professor selber in seinem Projekt entwickeln. Die Diss sollte quasi eine Vorarbeit dazu sein. Allerdings wurde ich mit den Worten, mein Vorschlag enthielte keine Problemstellung wieder nach Hause geschickt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich eine Problemstellung entwickeln sollte und habe mich nach einiger Bedenkzeit dafür entschieden, bei jemand anderem zu promovieren. Mir gefiel der Gedanke nicht, dass ich nur eine problematische Situation aufzeigen, aber keine eigenen Lösungsvorschläge entwickeln dürfen sollte.

Ich habe mich deshalb bei Doktoranden und Promovierten umgehört, wer seinen Doktorvater empfehlen könne. Mir war es wichtig eine gute Betreuung zu haben, d.h. einen Prof, der ansprechbar ist, bestenfalls Themenvorschläge macht und die Gliederung und die einzelnen Kapitel korrigiert, damit man nicht jahrelang ins Blaue hineinschreibt und einem dann die Diss um die Ohren gehauen wird. Es gab an unserer Uni Profs, die dafür bekannt waren, die fertigen Dissertationen mindestens ein Jahr nicht zu korrigieren oder die meinten, man müsse sich mindestens drei Jahre mit einem Thema beschäftigt haben, bevor man die Reife zur Promotion hätte, weil sonst der nötige Tiefgang fehle, oder die einem eine 150 seitige Korrektur im Stil „wie ich es gemacht hätte“ zurückgaben. Es hat mir sehr geholfen, dass im Vorfeld zu klären.

Ich habe dann bei einem anderen Professor promoviert, der zwar ebenfalls ein DFG Projekt hatte, für das er meine Doktorarbeit verwenden wollte, aber er hat mir zumindest am Anfang das Gefühl gegeben, ich sei frei darin, was ich schreibe.

Wie bist Du auf Dein Thema gekommen? Wie sah die Ausgangsfassung Deines Themas aus und wie entwickelte es sich im Laufe der Promotion?

Mein Doktorvater hat mir mein Thema vorgeschlagen und es blieb dann unverändert. Ich hatte mich noch nicht eine Minute in meinem Leben vorher mit dem Rechtsgebiet beschäftigt, fand aber, dass der Themenvorschlag spannend klang und habe mich dementsprechend eingearbeitet.

Hast Du ein Exposé geschrieben? Wenn ja, was hat es Dir gebracht?

Nein, nur eine sehr detaillierte Gliederung. Das hat mir sehr viel gebracht, da ich mich daran gut entlanghangeln konnte und wusste, dass der Doktorvater die Gliederung unterstützt.

Was fiel Dir bei der Recherche besonders schwer? Wie hast Du Literatur und Notizen verwaltet und organisiert? Hast du irgendwelche Tipps?

Mein Thema war in der Literatur und in der Rechtsprechung sehr unbeachtet, obwohl der Paragraph seit 140 Jahren fast unverändert besteht. Es gab insgesamt nur eine Hand voll Urteile, die den Paragraphen erwähnten, davon drei, die seine Anwendung ablehnten. In den Kommentaren waren es sehr kurze Abschnitte, es gab eine Doktorarbeit und ein paar Aufsätze. Dazu noch einige andere Quellen wie Lehrbücher und den DFG Forschungsbericht meines Doktorvaters. Ich habe mir von allem Kopien gemacht und in drei Aktenordnern verwaltet. Vor dem Hintergrund der Plagiatsaffären wollte ich die Literatur im Zweifel noch einmal nachschlagen können, ohne sie erneut zu beschaffen.

Wie lief das Schreiben bei Dir ab? Hast Du von Anfang an geschrieben oder erst nach Abschluss der Recherche? Hast Du Tipps und Ratschläge zum Schreiben?

Ich habe von Anfang an geschrieben. Selbst wenn man meint, man müsse erst einen größeren Themenkomplex oder gar die ganze Arbeit recherchieren, bevor man mit dem Schreiben anfängt, kann ich nur dringend dazu raten sich nach der jeweiligen Recherche digitale Stichworte zu machen oder eine Rohfassung. Man vergisst, was man gelesen hat. Ich habe, da ich ja eine Gliederung hatte, immer wenn ich einen Text gelesen habe, mir die entsprechenden Fundstellen direkt in den Kapiteln notiert, wo ich dachte, dass ich sie später gebrauchen könnte. Es macht auch häufig Sinn, einzelne Abschnitte wie beispielsweise eine rechtshistorische Einleitung zu recherchieren und direkt zu schreiben, da man den Inhalt nicht für die weitere Recherche braucht und ihn gedanklich ad acta legen kann, wenn man das Kapitel beendet hat. Da ich so wenige Fundstellen hatte, habe ich kein Citavi oder ähnliches benutzt, sondern alle Fußnoten händisch erstellt.

Welche Überarbeitungsschritte waren für Dich am Wichtigsten? Hattest Du Korrektur-Leser?

Am wichtigsten waren für mich die Korrekturen durch meinen Doktorvater. Ansonsten haben zwei Freunde vor der finalen Abgabe Korrektur gelesen.

Wie hast Du Dich auf die Disputatio vorbereitet? Wie hast Du die Thesen ausgewählt? Wie verlief die Disputatio und die Diskussion?

Ich habe mit Promovierten gesprochen, wie deren Disputationen abliefen und habe meinen Doktorvater gefragt, was ich zu erwarten hätte. Ich dachte, die Disputatio sei mehr oder weniger eine Formsache, da mein Doktorvater die Arbeit ja mehrmals gelesen hatte, der Gliederung zugestimmt hatte und auch die finale Abgabe nicht blockiert hat. Das sahen mein Doktorvater und der Zweitkorrektor allerdings anders. Ich habe zwischendurch solche Dinge gesagt wie, dass mein Doktorvater ja diese und jene Ansicht teile, was wohl Fehleinschätzungen waren. Sie schienen von meinen Thesen nicht sonderlich überzeugt zu sein und haben mich ziemlich gegrillt. Der fachfremde Prüfer hat nur eine Höflichkeitsfrage gestellt, die ich eigentlich schon beantwortet hatte und das habe ich dann für ihn nochmal mit anderen Worten wiederholt.

Wie lange hat es von der Disputatio zur Veröffentlichung gedauert? Wie verlief der Veröffentlichungsprozess? Hast Du im Anschluss deine Dissertation vermarktet? Wie?

1 Woche. Die Veröffentlichung war der erfreulichste Teil des ganzen Dissertationsprozesses. Ich habe bei Cuvillier veröffentlicht. Das ist ein Verlag, der in erster Linie Promotionen veröffentlicht. Man kann sich das Design der Bücher aussuchen und das Lektorat selbst übernehmen. Es ist sehr günstig. Ich habe Montagmorgen meine Publikationsanfrage geschickt. Am Mittag hatte ich die Zusage. Ich habe dann angerufen und gefragt, wie das mit dem Lektorat aussieht. Es gab nur minimale Abweichungen von meinem Layout, sodass ich es selbst übernommen habe. Ein Lektorat durch den Verlag wäre allerdings auch sehr kostengünstig möglich gewesen. Ich habe die Druckversion am Montagnachmittag abgeschickt. Am Dienstag hatte ich die Druckfahnen, die ich am selben Tag zurückgeschickt habe. Am Donnerstag hatte ich die fertigen Bücher. Ich musste 80 gedruckte Bücher bei der Uni einreichen. Ich hatte recht viele Autorenexemplare und konnte weitere Bücher für wenige Euro dazu erwerben, allerdings nicht im Nachhinein, sondern das musste ich bei Vertragsabschluss festlegen.

Ich habe die Diss nicht vermarktet, habe aber allen Autoren und Autorinnen, die den Paragraphen kommentieren und jenen, die anderweitig in dem Themengebiet aktiv sind, ein Exemplar geschickt, sodass meine Arbeit heute in fast allen Kommentaren zitiert wird.

Wie hast Du Dich motiviert, an der Stange zu bleiben? Was hat Dir in schweren Zeiten, bei Zweifeln etc. geholfen?

Ich wollte nach dem 1. Examen unbedingt eine Pause machen. Ich habe den Verbesserungsversuch gemacht und dachte mir, ich sollte wirklich Lust aufs Ref und auf weiteres Lernen haben, wenn ich mich fürs Ref anmelde. Ich wusste, dass es mich im zweiten Examen entspannen würde, wenn ich einen Doktortitel in der Tasche hätte. Das hat es auch. Das hat mich sehr motiviert. Außerdem muss ich sagen, dass ich die Diss nie als Quälerei empfunden habe. Das Thema war wirklich spannend und es gibt außer mir tatsächlich niemanden, der sich so intensiv damit beschäftigt hat und der zu dem damals und bis heute top aktuellen Aufhänger so viel erzählen kann. Selbst Nichtjuristen können mein Thema verstehen und die Problematik ist bis heute nicht von Seiten des Gesetzgebers gelöst, sodass meine Arbeit tatsächlich ein Pionierschritt war. Vielleicht entscheidet sich die EU irgendwann zu ähnlichen Maßnahmen, wie ich sie vorgeschlagen habe. Die Relevanz und Verständlichkeit des Themas haben mich auch sehr motiviert.

Hattest Du irgendein Forum für Austausch mit anderen Doktorand*innen? Eine Arbeitsgruppe?

Ich habe mit meiner besten Freundin parallel promoviert, wir haben uns eine Zeit lang alle 14 Tage ausgetauscht, damit man sich nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor jemand anderem für die Arbeitsfortschritte rechtfertigen muss. Das war allerdings nicht besonders hilfreich, da wir überhaupt keine Ahnung vom anderen Themengebiet hatten.

Wie hast du Deine Promotionsphase finanziert? Was waren die Vor- oder Nachteile?

Ich habe an einem anderen Lehrstuhl als wiss. Mit. gearbeitet. Der Vorteil war, dass es an der Uni war und ich ein eigenes Büro außerhalb meiner Wohnung hatte, in dem ich arbeiten konnte und meine Materialen lagern. Ich habe in die VBL eingezahlt und somit Rentenansprüche erworben. Damit man davon im Rentenalter etwas hat, muss man in seinem Leben mindestens 60 Monate im öffentlichen Dienst beschäftigt sein. Ich wusste nicht, wo mich mein Weg nach dem 2. Examen hintreiben würde und habe deshalb während des Refs so lange weiter an der Uni gearbeitet, bis die 60 Monate voll waren. Der Nachteil dieses Jobs war, dass ich keinerlei inhaltliche Synergieeffekte hatte, da die Arbeit mit der Promotion gar nichts zu tun hatte. Es war auch ein Nachteil, dass ich zeitweise nur eine 25% Stelle hatte, da diese nicht bei meiner jetzigen Tätigkeit als Arbeitszeit anerkannt wurde, sondern nur die Zeit, in der ich 50% tätig war. Da ich nur 50% meiner Zeit für die Promotion hatte und in der übrigen Zeit gearbeitet habe, war die Promotion nicht in einem kürzeren Zeitraum umsetzbar. Es war auch finanziell gesehen nachteilig, dass ich vor dem 2. Examen promoviert habe, da man später im Berufsleben in der freien Wirtschaft die Berufserfahrung erst ab dem zweiten Examen zählt. Es spielt keine Rolle, dass die Jobs an der Uni die gleichen sind, egal ob man zweites oder nur erstes Examen hat. Wenn man nach dem zweiten Examen promoviert, zählt es als Berufserfahrung, davor im Regelfall nicht oder nur eingeschränkt, wenn man in den Staatsdienst geht.

Hast Du einen Forschungsaufenthalt oder Ähnliches gemacht? Wo? Und was hat es Dir gebracht?

Nein.

Wenn Du Dir selbst früher oder heute anfangenden Doktorand*innen drei Tipps bzw. Ratschläge geben könntest – welche wären das?

Überlegt euch gut, bei wem ihr promovieren wollt.

Versucht herauszufinden, was euer Doktorvater von euch erwartet. Meiner hat von mir erwartet, dass ich ein Buch schreibe, dass er in seinem DFG Projekt verarbeiten kann. Das war mir nicht klar. Ich dachte, ich könnte mich selbst verwirklichen und schreiben, was ich für richtig und wichtig halte. Wenn er mir klar gesagt hätte, was er lesen will, wäre es einfacherer gewesen. So musste ich durch viele Korrekturen lernen, was ihm wichtig war. Manche Kapitel habe ich drei Mal abgegeben, nur um jedes Mal eine Korrektur zurückzubekommen, die konträr zu der vorhergehenden war. Ich habe einiges umsonst geschrieben, was in der finalen Fassung gar nicht mehr enthalten war, und dachte bei der ersten Einreichung, ich sei fertig, obwohl er das anders sah.

Promoviert nur, wenn ihr das unbedingt wollt. Man kann auch ohne VB-Examina und erst recht ohne Promotion großartige Karrieren machen. Aus meinem Ref arbeitet ausnahmslos jeder im juristischen Bereich, selbst die Leute mit zwei ausreichenden Examina. Die Welt liegt einem dann vielleicht nicht zu Füßen, aber jede*r kann juristisch arbeiten, wenn sie*er das will. Der Jobmarkt für Jurist*innen hat sich in den letzten 15 Jahren stark gewandelt. Die Zahl der Jurastudent*innen und -absolvent*innen sinkt seit 1996 konstant. Es gibt heute mindestens 1/3 weniger Absolvent*innen als vor 25 Jahren. Die Notenverteilung ist prozentual relativ konstant geblieben, sodass es heute immer weniger Prädikatsjurist*innen gibt. Gleichzeitig werden aber deutlich mehr Stellen geschaffen und die Generation der Babyboomer sorgt dafür, dass bis 2030 eine riesige Pensionierungswelle läuft. Dadurch gibt es zwar immer noch genug Bewerber*innen für eine Stelle, aber die Notenvoraussetzungen sind deutlich im Sinkflug. Früher war es so, dass eine Kanzlei eine Stelle nur auf ihrer eigenen Homepage veröffentlichen musste und mindestens 10 Bewerbungen bekam. Heute findet man selbst mit Headhunter kaum Kandidat*innen, die das Profil erfüllen. Fangt nach dem 2. Examen einfach irgendwo an zu arbeiten. Wenn ihr ein oder zwei Jahre Berufserfahrung habt, werdet ihr von Headhuntern auf Xing oder Linkedin angeschrieben und könnte euch umorientieren. Der Doktortitel wird in den wenigsten Fällen finanziell honoriert, aber niemand wird euch deswegen ablehnen. Auch bei den Behörden ändert sich einiges: man braucht weniger gute Note, man wird schneller auf Lebenszeit verbeamtet, man kann leichter die Behörde wechseln und man wird von der Besoldung her höher eingestuft (manchmal als Tarifangestellte*r, manchmal direkte Verbeamtung auf Probe, manchmal auf A13 manchmal auf A14). Die Arbeitgeber*innen sowohl in der freien Wirtschaft als auch im öffentlichen Dienst sind extrem unterschiedlich, was auf den ersten Blick häufig nicht erkennbar ist. Da hilft nur, mit Leuten reden, die bereits im Berufsleben sind und einfach mehrere Bewerbungen zu versenden.

Es ist auch völlig egal, in welchem Rechtsgebiet ihr promoviert. Mir war völlig klar, dass ich nie in dem Gebiet arbeiten werde, in dem ich promoviert habe, weil es da einfach keine Jobs gibt. Die einzigen Fälle, in denen es relevant ist, worin ihr promoviert habt, ist, wenn ihr danach habilitieren wollt oder auf jeden Fall in dem Rechtsgebiet bleiben. Es gibt mehrere meiner Refkolleg*innen, die nur ausreichende Examina haben und trotzdem aktuell besser bezahlte Jobs. Warum? Weil sie direkt nach dem 2. Examen zu einer Behörde gegangen sind und deshalb schon befördert wurden. Zudem sind sie jünger und werden erst recht besser verdienen, wenn sie so alt sind wie ich. Der Doktortitel nützt nur bedingt was. Macht es, wenn ihr Spaß dabeihabt. Wenn ihr merkt, es passt nicht mit dem Doktorvater oder promovieren ist nicht das richtige für euch, dann lasst es. Ihr verschwendet eure Zeit.

Was hat Dir der Doktortitel und/oder die Promotionsphase als solche persönlich und beruflich gebracht? Was hast du in der Zeit neben dem Fachlichen gelernt? Inwiefern profitierst Du heute noch davon? Würdest Du Dich wieder für eine Promotion entscheiden? Was würdest Du wieder so machen, was ändern?

Ich weiß, dass ich mich innerhalb kurzer Zeit in ein mir völlig unbekanntes Themengebiet so gut einarbeiten kann, dass ich darüber nicht nur referieren, sondern sogar promovieren kann. Es hat sich bewahrheitet, dass man in fast allem promovieren kann, ohne den entsprechenden Schwerpunkt besucht zu haben. Das ist zwar deutlich schwerer und zeitaufwendiger, allerdings muss man, wenn man nicht an der eigenen Uni bleibt, je nach Promotionsordnung auch noch mal mindestens ein Semester investieren, um ggf. eine Seminararbeit bei dem Doktorvater zu schreiben oder ähnliches oder man kann erst gar nicht promovieren, weil man die dortigen Notenvoraussetzungen nicht erfüllt. Ich habe viel über die Word-Funktionen gelernt und über strukturiertes Arbeiten.

Ohne den Doktortitel hätte ich meinen ersten Job in einer sehr konservativen Kanzlei nicht bekommen. Der Titel war wichtiger als meine Examensnote, da er dort Voraussetzung zur Partnerschaft ist. Ich profitiere in ganz vielen Hinsichten von dem Job an dem anderen Lehrstuhl, den ich damals hatte. Ohne die Promotion hätte ich den Job nicht angetreten und das wäre wirklich ein noch größerer Verlust, als den Doktortitel nicht erlangt zu haben.

Ich würde mich auf jeden Fall wieder für eine Promotion entscheiden. Ich würde versuchen, mich vorher über den Doktorvater zu informieren, da mich der erste Doktorvater ca. 6 Monate gekostet hat.

Gibt es sonst noch etwas, was Du gerne sagen möchtest?

Das wichtigste ist, dass ihr euch mit dem Thema identifizieren könnt. Ihr müsst euch eine Weile damit beschäftigen und wenn ihr es von vorne herein langweilig, irrelevant oder ausgelutscht findet, werdet ihr die Promotionsphase nicht besonders mögen.