Für Exposés wird typischerweise erwartet, dass man einen Arbeits- oder Zeitplan erstellt, in dem man grob darlegt, wie man das Thema bearbeiten möchte. Aber auch unabhängig vom Exposé kann ein Zeitplan ein hilfreiches Werkzeug sein, um die eigene Arbeitsweise zu strukturieren und Sicherheit zu schaffen. Viele Doktorand*innen haben Sorge, dass sie die Dissertation nicht in der vorgesehenen Zeit fertigstellen können. Und tatsächlich habe ich es bei mir selbst und in meinem Umfeld verschiedentlich mitbekommen, wie Abgabe-Termine immer weiter nach hinten geschoben wurden und manche mit einer unfertigen Dissertation in den nächsten Lebensabschnitt gestartet sind. Ein Zeitplan ist zwar kein Allheilmittel, kann aber helfen, frühzeitig zu erkennen, wenn man zu lange braucht, und gegenzusteuern.

Aber eins vorneweg: ein Zeitplan ist nicht für jede*n die richtige Methode, manche Menschen arbeiten besser mit losen ToDo-Listen, andere brauchen gar keine Struktur und fühlen sich von ihr nur eingeschränkt und unter Druck gesetzt. Und auch, wie detailliert ein Zeitplan ist oder sein sollte, kann von Person zu Person variieren.

Schritt 1: Grober Zeitplan

In einem ersten Schritt sollte man sich einen groben Zeitplan überlegen. In diesem Plan sind die Abschnitte mehrere Monate lang und sollen nur eine Idee verschaffen, wie lange man für welche Arbeitsschritte benötigt. Dafür sollte man zunächst festlegen, wie lange man für die Dissertation insgesamt brauchen möchte. Ein typischer Zeitraum sind zwei bis drei Jahre. Ein Zeitplan für diesen Zeitraum könnte dann so aussehen:

  • Monat 1-3: Themensuche und -eingrenzung
  • Monat 4-6: (ausführliches) Exposé schreiben
  • Monat 7-31: Schreiben
  • Monat 32-35: Überarbeiten

Fürs Ende würde ich empfehlen, immer 1-2 Monate als Puffer einzubauen (dazu unten mehr). Wer also zum Beispiel plant, zu einem bestimmten, festen Zeitpunkt ins Referendariat zu gehen, sollte sich die Abgabe lieber für 2 Monate vorher einplanen. Wenn der Zeitplan eingehalten wird, hat man dann eben eine Pause, die man für Urlaub oder andere Projekte nutzen kann. Und wenn man länger braucht, ist es nicht so tragisch, weil man ja eh etwas mehr Zeit zur Verfügung hat.

Wenn das Thema bereits (grob) feststeht, können die ersten beiden Arbeitsschritte auch zusammenfallen. Wer kein (ausführliches) Exposé schreibt, sollte dennoch etwas Zeit für das Erstellen einer Gliederung oÄ aufwenden und um sich einen Überblick über das Thema insgesamt zu verschaffen, bevor es losgeht. Natürlich kann man ganz am Anfang der Promotionszeit häufig noch nicht genauer planen, einfach weil noch gar nicht klar ist, welches Thema man bearbeiten möchte oder welche Teile es geben wird. Damit sollte man sich nicht stressen – man muss nicht von Anfang an einen Plan haben und schon gar keinen detaillierten.

Sobald man sich einen Überblick über das Thema verschafft hat und eine Vorstellung davon hat, wie die fertige Arbeit ungefähr aussehen könnte, kann man dann den Teil “Schreiben” noch etwas genauer aufteilen. Hierfür kommt es auf die eigene Arbeitsweise und das konkrete Thema an.

Wer erst mit dem Schreiben beginnt, wenn er (fast) alles zum Thema gelesen hat, könnte zum Beispiel noch einmal so unterteilen:

  • Monat 7-19: Recherche
  • Monat 20-31: Schreiben

Innerhalb des Recherche-Blocks könnte dann noch nach groben Themen oder Meinungen oder nach der Art der Literatur (Kommentare, Urteile, Monografien) in kürzere Abschnitte aufgeteilt werden. Auch den Block Schreiben kann man hier schon einmal grob in die einzelnen geplanten Kapitel unterteilen.

Wer allerdings, wie ich, gerne direkt im Anschluss zur Recherche für ein bestimmtes Thema zu Schreiben beginnt, könnte zum Beispiel so planen:

  • Monat 7-10: Thema 1
  • Monat 11-18: Thema 2 (ggf.: Monat 11-13: Unterthema 1; Monat 14-18: Unterthema 2)
  • Monat 19-24: Thema 3
  • usw.

Dabei sollten die Blöcke für einzelne Themen idealerweise 2-6 Monate umfassen. Auf diese Weise kann der Zeitplan tatsächlich frühzeitig warnen, wenn man doch länger braucht als gedacht. Man sollte auch nicht vergessen, Urlaubszeiten oder andere Phasen zu berücksichtigen, in denen man typischerweise weniger Zeit für die Dissertation hat. Für viele, die an einem Lehrstuhl arbeiten, ist zum Beispiel der Semesterbeginn eine Zeit, in der durch Beginn von Vorlesungen und Arbeitsgemeinschaften weniger Möglichkeit besteht, an der Dissertation zu arbeiten. Für diese Phasen sollte man sich dann eben weniger vornehmen.

Schritt 2: Ins Detail gehen

Für manche reicht schon ein ganz grober Plan. Es kann aber auch helfen, mehr ins Detail zu gehen und die einzelnen Blöcke auf wenige Wochen runter zu brechen. Meiner Meinung nach ist es am sinnvollsten, sich zu Anfang jedes größeren Blocks etwas Zeit zu nehmen und diesen Block konkret zu planen. Denn in diesem Zeitpunkt weiß man konkret, was ansteht (oder muss sich ohnehin erst einmal einen Überblick verschaffen, was gemacht werden muss). Außerdem kann man so schon die Erkenntnisse, die man aus den vorherigen Phasen hat, umsetzen, wenn man weiß, wie man gerne vorgeht. Am Anfang von Thema 1 könnte man zum Beispiel folgendermaßen konkretisieren:

  • Recherche (7-8 Wochen): Kommentarliteratur lesen + Literaturliste ergänzen (1-2 Wochen), Urteile (1 Woche), Monografien (2 Wochen), Aufsätze etc. (2 Wochen)
  • Schreiben (3-4 Wochen): Feingliederung erstellen und Literatur ordnen (1 Woche) + Schreiben (2 Wochen)
  • Überarbeiten / Fußnoten ergänzen (2 Wochen)

Dabei kommt es – wie immer – auf das konkrete Thema und die eigene Arbeitsweise an, wie genau man den Zeitplan konkretisiert. Ich persönlich bin zum Beispiel in der Recherche die Literatur eher chronologisch durchgegangen, nachdem ich mir mittels der jeweiligen Kommentarliteratur einen Überblick verschafft und meine Literaturliste vervollständigt hatte. Hilfreich ist es aber in jedem Fall, die Arbeit auf wenige Wochen (ca. 2-3) herunterzubrechen.

Am Anfang jeder Woche kann man dann noch die Arbeit auf einzelne Tage aufteilen. Dabei – aber natürlich auch in jeder anderen Phase der Zeitplanung – sollte man Termine berücksichtigen, die Zeit rauben. Außerdem kann es sinnvoll sein, sich zu überlegen, an welchen Tagen oder zu welchen Zeiten man besonders produktiv ist. Für manche ist der Montagmorgen eine Zeit, in der sie motiviert und voller Elan in die Woche starten, andere brauchen typischerweise einen Tag, um nach dem Wochenende wieder in den Rhythmus zu kommen – je nachdem, kann man sich für den Montag eher leichtere oder eher schwere Aufgaben vornehmen.

Wer möchte, kann natürlich noch detaillierter werden und stundenweise planen – aber man sollte spätestens dann kritisch hinterfragen, ob das Planen für einen selbst noch einen Mehrwert hat oder zum zeitraubenden Selbstzweck wird.

Schritt 3: Überprüfen und Anpassen

Ein Zeitplan ist nicht dazu da, dass man sich sklavisch daran hält. Er soll einen groben Fahrplan bieten, an dem man sich orientieren kann. Hin und wieder sollte man überprüfen, ob der Fahrplan noch der richtige ist, oder ob man “umsteigen” muss. Das kann sich daraus ergeben, dass einzelne Themen detaillierter sind oder nicht so viel hergeben, wie anfangs gedacht. Oder es tun sich neue Unterthemen auf, mit denen man trotz der überblicksartigen Recherche am Anfang nicht gerechnet hat. Manchmal kommt aber auch Arbeit am Lehrstuhl oder aus der Kanzlei dazwischen oder man ist aus anderen Gründen phasenweise nicht so produktiv. Oft muss man auch feststellen, dass man die eigene Produktivität überschätzt hat.

All das ist ganz normal und vollkommen in Ordnung. Die wenigsten haben zu Beginn der Promotionsphase schon einmal ein ähnliches – und vor allem ähnlich großes – Projekt durchgeführt. Woher sollte man also wissen, wie lange man für welche Phasen braucht und wie viel Zeit man einplanen muss? Außerdem kennt man das Thema zu Beginn noch nicht gut genug, um alles genau zu planen. Gerade deshalb finde ich aber einen umfassenden Zeitplan hilfreich, damit man früh merkt, wenn man zu langsam ist, und gegensteuern kann. Das kann zum Beispiel bedeuten, Unterthemen wegzulassen oder bewusst nur anzureißen. Hin und wieder sollte man sich also einen Moment Zeit nehmen und prüfen, ob der Zeitplan noch funktioniert oder wo und wie man ihn anpassen kann. Natürlich kann das auch bedeuten, den anvisierten Abgabetermin etwas nach hinten zu schieben – der Zeitplan verhindert das nicht unbedingt, aber er führt dazu, dass man es frühzeitig merkt und so die betreuende Person informieren und andere Vorkehrungen treffen kann.

Ich habe außerdem gute Erfahrungen damit gemacht, mir in Zeitpläne “Puffer” einzubauen. Zum Beispiel würde ich persönlich mir am Ende der Recherche-Phase und der Schreibphase in der Detailplanung jeweils eine Woche Puffer einbauen, die ich am Anfang nicht verplane. Meistens ergeben sich im Laufe der Zeit zusätzliche Literatur oder andere Aufgaben, mit denen man den Puffer am Ende füllen kann – oder man braucht eben länger als gedacht. In eine ähnliche Richtung geht es, mit Optimalen und Minimalen Zielen zu arbeiten (mehr dazu hier).

Natürlich müssen die einzelnen Blöcke auch nicht strikt voneinander abgegrenzt werden – zum Beispiel hat sich bei mir aller Planung zum Trotz meist ein Zeitpunkt in der Recherche ergeben, an dem ich das Gefühl hatte, Schreiben zu müssen. Dem habe ich dann in der Regel nachgegeben, mir meine Gedanken aufgeschrieben und danach die Recherche beendet um dann fertig zu schreiben. Aber der Zeitplan hat mir ein Konstrukt vorgegeben, mit dem ich nicht darauf vertrauen musste, dass dieses Gefühl irgendwann einsetzt.


Arbeitet ihr mit Zeitplänen? Wie geht ihr bei der Planung vor?