Rebellen machen nach dem Modell der Four Tendencies* einfach das, was sie wollen, wozu sie gerade Lust haben. Ihnen sind innere und äußere Erwartungen nicht nur egal, sie arbeiten oft bewusst entgegen Erwartungen. Daher fällt es ihnen häufig schwer, Ziele zu erreichen, selbst wenn sie sich diese Ziele, wie bei der Dissertation, selbst ausgesucht haben. Sie rebellieren nicht nur gegenüber anderen, sondern auch gegenüber sich selbst. Generell mehr Informationen zu Rebellen gibt es in dieser Podcast-Folge. In diesem Quiz kann man herausfinden, welchem Persönlichkeitstyp man entspricht.
Da Rebellen Erwartungen nicht erfüllen, sollten sie versuchen, ihnen weitgehend aus dem Weg zu gehen und sich von ihnen frei zu machen, sondern sich mehr auf die Herausforderung zu konzentrieren. “Rebels tend to enjoy meeting challenges, when they can meet those challenges in their own way.”** Die Promotionszeit ist grundsätzlich gut dazu geeignet, sich selbst diese Freiheit zu geben, um die Herausforderung “Dissertation” zu meistern: Es gibt kaum Verpflichtungen, keine festen Arbeitszeiten, aber eine schwierige Aufgabe. Rebellen können an der Dissertation arbeiten wann, wo und wie sie möchten. Und diese Freiheit sollten sie auch nutzen. Wenn sie Lust dazu haben, könnten sie mitten in der Nacht im Keller arbeiten und dafür den ganzen Tag frei haben. Es kann für Rebellen hilfreich sein, extern zu promovieren, damit sie die Dissertation nicht mit dem “Zwang” zur Arbeit verbinden und sich auch unabhängiger von ihrer*m Betreuer*in fühlen.
Für manche Rebellen funktioniert es, statt einer “ToDo”-Liste eine “CouldDo”-Liste zu führen, aus der sie sich immer dann, wenn sie gerade Lust auf Dissertationsarbeit haben, eine Aufgabe raussuchen können. Für andere Rebellen hilft ein Spielelement, indem sie alle Aufgaben auf je einen Zettel schreiben und dann zufällig eine Aufgabe ziehen.
Da Rebellen gerne Widerstand leisten, können Erwartungen ihnen aber auch helfen. Ein Rebell kann durch den Gedanken “denen zeig ich’s” motiviert werden. Wenn zum Beispiel Lehrer, Dozierende, Familienangehörige etc. prophezeit haben, dass der Rebell es nie zu etwas bringen kann oder ein Projekt wie die Dissertation viel zu aufwändig und schwierig für ihn ist. Manche Rebellen brauchen auch Erwartungen, gegen die sie kämpfen können. Solche Doktorand*innen profitieren davon, wenn ein*e Betreuer*in ihnen starre Pläne vorgibt, wenn sie sich dagegen sträuben können, ohne dass dies zu starke Konsequenzen hat, zum Beispiel, indem sie statt dem abgesprochenen Kapitel ein anderes Kapitel einreichen, oder Deadlines immer um ein paar Tage überschreiten. Damit beweisen Rebellen sich selbst, dass sie sich nicht an die Erwartungen halten und das gibt ihnen ein Gefühl von Freiheit.
Auch wenn sie sich Erwartungen widersetzen, können Rebellen sich auf ihre Identität berufen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. “Rebels can meet expectations when those expectations allow them to express their identity—to act like the kind of person they want to be.”*** Rebellen können sich überlegen, welche Art von Persönlichkeit sie sein wollen, welche Identität sich für sie richtig anfühlt. Eine rebellische Doktorandin könnte sich daher daran erinnern, dass sie eine Person ist, die “Sachen durchzieht” oder “ein fleißiger Mensch”. Wenn die Identität mit dem Dissertationsthema verknüpft ist, kann das ebenfalls motivierend sein. Ein rebellischer Doktorand, dem LGBTQ*-Themen wichtig sind, könnte also schon allein deswegen viel Arbeit investieren, wenn er über die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare schreibt.
Weil Rebellen immer nur das machen, wozu sie gerade Lust haben, mögen sie keine langweiligen, repetitiven Aufgaben, wie zum Beispiel Literatur kopieren oder Fußnoten korrigieren. Eine Möglichkeit, mit solchen Aufgaben umzugehen, ist es, ein Spiel oder eine Wette mit sich selbst daraus zu machen. Für manche Rebellen fordert es sie genug heraus, wenn sie sich selbst zeigen wollen, dass sie die gesamte Literaturliste an einem Vormittag schaffen können. Stattdessen können Rebellen solche Aufgaben auch delegieren, selbst wenn (oder auch gerade weil) das vielleicht unüblich ist.
Generell sollten Rebellen versuchen, so weit wie möglich Spaß an ihren Aufgaben zu haben, sodass sie auch Lust darauf haben, sich ihnen zu widmen. Dafür kann es zum Beispiel hilfreich sein, auch auf persönlicher Ebene ein gutes Verhältnis zur*m Betreuer*in zu haben und sich gut miteinander zu verstehen, sodass Treffen entspannt sind und Spaß machen.
*) Gretchen Rubin “The Four Tendencies” bzw. zu deutsch: “Die vier Happiness-Typen”.
**) “Rebellen mögen es, Herausforderungen zu meistern, wenn sie das auf ihre eigene Weise tun können.”
***) “Rebellen können Erwartungen erfüllen, wenn diese Erwartungen zulassen, dass sie damit ihre Identität ausdrücken – ihnen erlauben, wie die Art von Person zu handeln, die sie sein wollen.”
Da ich selbst als Upholderin diametral entgegengesetzt zu Rebellen funktioniere, fällt es mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen. Daher würde ich mich hier besonders freuen, wenn ein paar Rebellen Lust dazu hätten, ihre eigenen Erfahrungen in den Kommentaren zu teilen.
Hier geht es zu allen Teilen der Four Tendencies Reihe:
Teil 1 – Mithilfe der Four Tendencies zur Dissertation
Teil 2 – Äußere Erwartungen kreieren für Obliger
Teil 3 – Warum? Darum! – Motivation für Questioner
Teil 4 – Äußere und innere Erwartungen zum Ausgleich bringen als Upholder
Teil 5 – Als Rebell ohne Erwartungen ans Ziel