Anna Maria Ernst hat in Köln studiert und dort auch promoviert. Ihr Referendariat hat sie unter anderem nach Washington und nach Brüssel geführt. Mit Dr. Jur. spricht sie über ihre Promotion im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts, über Literatursuche und Korrekturleser*innen.

Zu welchem Thema hast Du promoviert?

Ich habe im Medizinrecht promoviert. Mein Thema heißt „Rechtsfragen der Systemmedizin“.

An welcher Hochschule?

Universität zu Köln

Wann begann und endete Deine Promotionsphase? Vor oder nach dem Referendariat?

Ich habe Anfang 2016 mit der Promotion begonnen, meine Disputation hat im Dezember 2019 stattgefunden, nachdem ich meine Arbeit im April 2019 eingereicht habe. Mein Referendariat habe ich im September 2018 aufgenommen.

Was machst Du heute?

Ich habe im November 2020 mein Referendariat abgeschlossen und werde ab März 2021 als Richterin in der ordentlichen Gerichtsbarkeit arbeiten.

Wie lief Deine Promotion ab? Wann hast Du mit der Themensuche begonnen, wann hattest Du das Thema gefunden und festgelegt, wann hast Du Deine Schriftfassung final abgegeben, wann war die Disputatio/Rigorosum? Und welche wichtigen Zwischenschritte gab es dazwischen?

Ich habe im Jahre 2015 mit der Themensuche begonnen. Ende 2015 habe ich sodann mein Exposé verfasst und 2016 mit der Arbeit an meiner Dissertation begonnen. Im April 2019 habe ich meine Dissertation offiziell eingereicht und im Dezember 2019 verteidigt.

Wie hast Du Deinen Doktorvater/Deine Doktormutter gefunden?

Ich habe seit dem 2. Semester bei meinem späteren Doktorvater als studentische Hilfskraft gearbeitet. Nach dem 1. Examen war ich begleitend zu meiner Promotion an seinem Lehrstuhl als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.

Wie bist Du auf Dein Thema gekommen? Wie sah die Ausgangsfassung Deines Themas aus und wie entwickelte es sich im Laufe der Promotion?

Bei meinem Promotionsthema handelte es sich um ein interdisziplinäres Forschungsprojekt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Der damalige akademische Rat des Lehrstuhls hat mich auf die Systemmedizin und das Drittmittelprojekt aufmerksam gemacht.

Inwiefern hat es deine Promotion beeinflusst, dass Du im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekt gearbeitet hast?

Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes zu promovieren habe ich als sehr gewinnbringend erfahren. Der regelmäßige Austausch mit Wissenschaftlern anderer Disziplinen hat mir dabei geholfen über „meinen Tellerrand hinaus zu blicken“ und auch einmal für Juristen ggfs. ungewöhnliche Perspektiven einzunehmen. Die oftmals intensiven Diskussionen haben häufig Impulse für meine Arbeit gegeben. Der Gedanke, dass ich mit meinem Promotionsprojekt “nicht allein bin”, sondern andere Wissenschaftlicher sich ebenfalls mit dieser Thematik befassen (wenn auch nicht aus juristischer Perspektive) hat mir Kraft und Sicherheit zugleich gegeben.

Hast Du ein Exposé geschrieben? Wenn ja, was hat es Dir gebracht?

Das Verfassen eines Exposés ist am Lehrstuhl meines Doktorvaters verpflichtend. Das Exposé hat mir geholfen den Rahmen meiner Arbeit abzustecken und eine erste Orientierung zu erhalten, was ich alles bearbeiten möchte.

Was fiel Dir bei der Recherche besonders schwer? Wie hast Du Literatur und Notizen verwaltet und organisiert? Hast du irgendwelche Tipps?

Ich habe meine Literatur mithilfe von Citavi verwaltet. Meine Recherche gestaltete sich insofern schwierig, als dass es zu Beginn meines Promotionsprojekts nur wenige juristische Aufsätze zur Systemmedizin gab. Daher musste ich mir viel aus Grundlagenwerken herleiten. Hierfür habe ich beispielsweise die Grundlagen zur ärztlichen Aufklärungspflicht durchgearbeitet, zusammengefasst und niedergeschrieben, anschließend habe ich diese auf die Systemmedizin übertragen d.h. ich habe untersucht, was sich durch die Systemmedizin ggfs. verändert.

Wie lief das Schreiben bei Dir ab? Hast Du von Anfang an geschrieben oder erst nach Abschluss der Recherche? Hast Du Tipps und Ratschläge zum Schreiben?

Ich bin kapitelweise vorgegangen. Zunächst habe ich mir Literatur zu einem Themenkomplex gesucht, diese durchgearbeitet und dann zeitnah mit dem Schreiben begonnen. Im Anschluss habe ich das bereits Niedergeschriebene dann häufig noch verändert bzw. um weitere Quellen ergänzt.

Welche Überarbeitungsschritte waren für Dich am Wichtigsten? Hattest Du Korrektur-Leser?

Ich hatte zahlreiche Korrekturleser, sowohl juristische als auch nicht-juristische. Zunächst habe ich meine Arbeit kapitelweise von nicht-juristischen Korrektoren lesen lassen. Jeder hat hierbei nur ein Kapitel, teilweise auch nur einen Abschnitt erhalten, um die Korrektoren nicht mit Arbeit zu überhäufen. Anschließend habe ich ihre Anmerkungen hinsichtlich Ausdruck, Rechtschreibung und Grammatik eingearbeitet und sodann wiederum kapitel- bzw. abschnittsweise meine juristischen Korrekturhelfer mit Lesestoff versorgt. Die juristischen Korrekturleser waren fast ausschließlich aktuelle oder ehemalige Kollegen meines Lehrstuhls, also Medizinrechtsexperten. Die überwiegend inhaltlichen Anregungen meiner Kollegen habe ich dann wiederum durchgearbeitet und größtenteils umgesetzt.

Wie hast Du Dich auf die Disputatio vorbereitet? Wie hast Du die Thesen ausgewählt? Wie verlief die Disputatio und die Diskussion?

Für meine Disputation habe ich einen Vortrag von 20 Minuten vorbereitet, in dem ich die verschiedenen Facetten meiner Arbeit vorgestellt habe. Mit meinen Thesen habe ich versucht, die Schwerpunkte, die ich in meiner Arbeit gesetzt hatte, herauszustellen. Meine Disputation begann mit meinem Vortrag, anschließend haben mein Erstkorrektor und meine Zweitkorrektorin einige Fragen gestellt.

Wie lange hat es von der Disputatio zur Veröffentlichung gedauert? Wie verlief der Veröffentlichungsprozess? Hast Du im Anschluss deine Dissertation vermarktet? Wie?

Meine Disputation hat im Dezember 2019 stattgefunden, die Publikation erfolgte im November 2020. Ich habe meine Arbeit in der Schriftenreihe meines Doktorvaters veröffentlicht. Hierfür habe ich meine Dissertation zunächst aktualisiert und sodann den Verlagsvorgaben entsprechend formatiert.

Wie hast Du Dich motiviert, an der Stange zu bleiben? Was hat Dir in schweren Zeiten, bei Zweifeln etc. geholfen?

Mir haben kleine Auszeiten zwischendurch geholfen am Ball zu bleiben. Zudem habe ich die Gespräche mit meinen Kollegen am Lehrstuhl und auch mit anderen befreundeten Doktoranden als bereichernd und motivierend empfunden.

Hattest Du irgendein Forum für Austausch mit anderen Doktorand*innen? Eine Arbeitsgruppe?

Wir hatten am Lehrstuhl regelmäßige Doktorandentreffen, bei denen wir uns fachlich ausgetauscht haben. Hierbei stellte immer ein Doktorand einen Aspekt aus seiner Arbeit vor, etwa die Gliederung der Arbeit oder ein spezielles Problem, an dem er gerade tüftelt. Im Anschluss an den kurzen Vortrag diskutierten wir die aufgeworfenen Fragestellungen.

Wie hast du Deine Promotionsphase finanziert? Was waren die Vor- oder Nachteile?

Ich habe promotionsbegleitend als wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Lehrstuhl meines Doktorvaters gearbeitet. Dies habe ich als überaus positiv empfunden, da ich auf diese Weise einen festen Arbeitsplatz und unkomplizierten Zugriff auf für mich relevante Literatur hatte. Allerdings ist dies wohl nicht der schnellste Weg um ans Ziel zu kommen. Darauf kam es mir aber nicht an.

Hast Du einen Forschungsaufenthalt oder Ähnliches gemacht? Wo? Und was hat es Dir gebracht?

Nein, ich habe keinen Forschungsaufenthalt gemacht.

Wenn Du Dir selbst früher oder heute anfangenden Doktorand*innen drei Tipps bzw. Ratschläge geben könntest – welche wären das?

Einen Zeitplan erstellen (und sich auch daran halten), ausreichend Pausen einlegen und den Austausch mit anderen Doktoranden suchen.

Was hat Dir der Doktortitel und/oder die Promotionsphase als solche persönlich und beruflich gebracht? Was hast du in der Zeit neben dem Fachlichen gelernt? Inwiefern profitierst Du heute noch davon? Würdest Du Dich wieder für eine Promotion entscheiden? Was würdest Du wieder so machen, was ändern?

Während meiner Promotion habe ich gelernt, mich selbst besser zu organisieren und zu motivieren. Zudem habe ich meine Fähigkeit mich möglichst präzise auszudrücken verbessert. Das strukturierte und genaue Arbeiten hat mir auch während des Referendariats geholfen. Aus den genannten Gründen würde ich mich heute wieder für eine Promotion entscheiden. 


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