Sich konkrete Ziele für bestimmte Zeiträume zu setzen, ist eine wertvolle Methode, um bei einem Langzeitprojekt wie der Dissertation am Ball zu bleiben. Sie können vorab bei der Motivation helfen und beim Erreichen ein gutes Gefühl schaffen. Aber unrealistische Ziele können auch demotivieren. Wenn sie zu hoch sind, wirken sie unerreichbar und führen schlimmstenfalls dazu, dass man das Gefühl bekommt, bei der Promotion insgesamt zu versagen. Sind sie zu niedrig, können sie aber auch dazu führen, dass man sich auf seinen Erfolgen ausruht – und an anderer Stelle dann die Zeit fehlt.

Ein realistisches Ziel zu setzen, dass den Ehrgeiz weckt und trotzdem erreichbar bleibt, ist aber sehr schwierig. Gerade wenn man neue Arbeitsschritte beginnt, ist es schwer, die eigene Leistungsfähigkeit einzuschätzen. Außerdem kann es immer passieren, dass etwas dazwischen kommt, sei es ein unvorhergesehener Auftrag im Nebenjob, eine Erkältung oder, dass überraschend neue umfangreiche Quellen oder ein noch nicht bedachtes Teilproblem auftauchen. Und es wird umso schwieriger, je länger die Zeiträume sind, für die man sich die Ziele setzt.

Daher setze ich mir immer zwei Arten von Zielen: ein minimales Ziel und ein optimales Ziel. Für beide Ziele gilt dabei, dass sie möglichst exakt definiert sein sollten. Am Ende sollte es möglichst wenig Raum für Interpretationen geben, ob das Ziel erreicht ist oder nicht. Konkrete Ziele könnten sein X Quellen gelesen und bearbeitet zu haben, X Seiten geschrieben zu haben oder bestimmte Themen fertig zu haben.

Das minimale Ziel dient der Motivation. Das ist ein Ziel, bei dem ich ziemlich sicher bin, dass ich es auch erreichen kann, selbst wenn es an manchen Tagen nicht so gut läuft. Es ist mein Tief-Stapel-Ziel, mein Sicherheitsnetz. Aber ich setze mir das Ziel auch so, dass ich, wenn ich es erreicht habe, eigentlich zufrieden sein kann. Wenn ich einen Zeitplan mache, ist das minimale Ziel, bis zum letztmöglichen Zeitpunkt fertig zu werden. Wenn ich mit meinem Doktorvater abgesprochen habe, ihm Ende Oktober zwei Kapitel abzugeben, ist mein minimales Ziel, in der letzten Septemberwoche mit diesen zwei Kapitel fertig zu werden – allenfalls würde ich bei der Minimalplanung eine Woche Puffer einbauen, also so planen, dass ich etwa am 25. September fertig bin, einfach weil ich persönlich immer die Sicherheit brauche, ein bisschen Spielraum zu haben.

Das optimale Ziel dient dazu, mehr aus mir rauszuholen. Es ist ein Ziel, von dem ich zwar glaube, dass ich es vielleicht erreichen kann, aber von dem ich weiß, dass es nicht einfach wird. Es ist mein Nach-den-Sternen-Greif-Ziel, fast utopisch. Es ist nur zu erreichen, wenn alles optimal läuft. Wenn ich mit meinem Doktorvater abgesprochen habe, ihm Ende Oktober zwei Kapitel abzugeben, ist mein optimales Ziel, Ende September fertig zu werden und dann bis Ende Oktober schon das nächste Kapitel begonnen zu haben.

Wenn ich das minimale Ziel erreicht habe, hilft mir das optimale Ziel, trotzdem motiviert zu bleiben. Meistens lande ich irgendwo zwischen minimalem und optimalem Ziel. Das ist nicht nur in Ordnung, das ist Sinn der Sache. Wenn ich das optimale Ziel immer erreichen würde, hätte ich es zu niedrig angesetzt. Aber sofern ich das minimale Ziel erreicht habe, muss ich nicht frustriert oder enttäuscht sein – ich habe mindestens genau das geschafft, was ich musste.


Wie setzt ihr euch Ziele? Schafft ihr es, realistisch einzuschätzen, was ihr schaffen könnt?

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