Bei aller Liebe für die Wissenschaft muss jede*r Doktorand*in auch von etwas leben. In diesem Beitrag stelle ich die gängigen Finanzierungsmethoden mit ihren wichtigsten Vor- und Nachteilen vor. Natürlich schließen sich diese Methoden gegenseitig nicht aus, sondern können auf verschiedene Arten miteinander kombiniert werden – sowohl parallel als auch nacheinander.

Universitätsstelle

Im Gegensatz zu vielen anderen Fakultäten sind die Lehrstühle in den Rechtswissenschaften häufig mit vergleichsweise vielen drittmittelunabhängigen Stellen ausgestattet. Eine beliebte Finanzierungsmöglichkeit ist daher die Arbeit am Lehrstuhl als Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in. Häufig wird schon im ersten Gespräch mit dem Doktorvater oder der Doktormutter geklärt, ob eine Stelle am Lehrstuhl verfügbar ist oder auf absehbare Zeit verfügbar sein wird. Daher dürfte diese Finanzierungsmöglichkeit für die meisten Doktorand*innen mit dem geringsten Aufwand verbunden sein.

Neben der Finanzierung bieten Lehrstuhlstellen den Vorteil, dass man als Doktorand*in direkten täglichen Kontakt mit dem*r Betreuer*in hat, häufig lassen sich kleinere Fragen dann schnell zwischendurch klären. Auf diese Weise lernt man sich auch besser kennen, sodass es einfacher wird, über manche Themen zu sprechen. Von Vorteil ist auch die Anbindung an andere Lehrstuhlmitarbeiter*innen, die gleich als Ansprechpartner*in für Fragen rund um die Promotion oder als Diskussionspartner*in dienen können. Außerdem bekommt man meistens einen Arbeitsplatz an der Uni und der Zugang zur Bibliothek ist häufig leichter. Die meist sehr flexible Arbeitszeit ermöglicht außerdem eine Organisation nach den eigenen Bedürfnissen und kann sich je nach Typ sehr positiv auf die Produktivität auswirken. Neben den Vorteilen für die Promotion als solche kann die Mitarbeit an der Lehrstuhlforschung auch sehr spannend, lehrreich und inspirierend sein. Es ist nicht unüblich, die Doktormutter oder den Doktorvater auf Fachtagungen zu begleiten. Zudem bekommt man interessante Einblicke in die Abläufe in der Universität. Viele Doktorand*innen genießen auch ihre Lehrverpflichtungen sehr gerne und nehmen für ihren weiteren Berufsweg viel davon mit, schon mal vor einem Publikum gesprochen zu haben. All diese Vorteile sind besonders wichtig, wenn man mit dem Gedanken spielt, später in der Wissenschaft zu arbeiten.

Ein Nachteil einer Universitätsstelle ist, dass die Entlohnung nicht besonders üppig ist. Üblich sind für Doktorand*innen halbe oder Viertel-Stellen, wobei letztere als alleinige Finanzierung in aller Regel nicht ausreichen dürften. Nicht wenige Doktorand*innen haben dafür einen im Verhältnis zu ihrer vertraglichen Stundenzahl sehr hohen Workload. Zu der eigentlichen Tätigkeit am Lehrstuhl kommen häufig Lehrverpflichtungen, die gerade am Anfang viel Zeit kosten können. Gerade der Vorteil der engen Zusammenarbeit mit dem Betreuer oder der Betreuerin kann sich auch ins Gegenteil wenden. Es kann schwer fallen, für seine eigenen Rechte einzustehen, wenn der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin zugleich der*diejenige ist, der die Doktorarbeit benoten wird. Die viele Arbeit kann auch dazu führen, dass die Dissertation eher ein Schattendasein führt. Hier lohnt es sich, vorab mit Mitarbeiter*innen des Lehrstuhls zu sprechen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die “Work-Thesis-Balance” aussieht.

Neben der klassischen Stelle am Lehrstuhl des Betreuers oder der Betreuerin gibt es auch die Möglichkeit, an einem anderen Lehrstuhl (oder in der Universitätsverwaltung) zu arbeiten. Dadurch hat man viele der genannten Vorteile (Arbeitsplatz an der Uni, Austausch mit anderen Mitarbeiter*innen, flexible Arbeitszeiten), vermeidet aber die Doppelbeziehung zum*r Betreuer*in als Arbeitgeber*in. Mehr dazu könnt ihr im Interview mit Susanne Gössl lesen, die ihre Erfahrungen als Mitarbeiterin an einem anderen Lehrstuhl als dem des Doktorvaters geteilt hat.

Externe Stellen

Wenn eine Stelle an der Universität nicht verfügbar oder nicht gewünscht ist, gibt es viele Möglichkeiten, fachbezogene Stellen als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in in Kanzleien, Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen zu bekommen.

Solche Stellen werden häufig besser bezahlt als Universitätsstellen. Außerdem gibt es hier in der Regel feste Arbeitstage oder -zeiten, die einerseits der Woche eine klare Struktur geben und andererseits dafür sorgen, dass die übrige Zeit für die Dissertation frei bleibt. Viele Kanzleien gewähren ihren promovierenden Mitarbeiter*innen Zugriff auf ihre Bibliotheken und erlauben ihnen auch für die Dissertation in der Kanzlei zu arbeiten. Zudem bekommt man durch die Zeit in der Kanzlei spannende Einblicke in die Praxis, die für die Berufswahl wichtig werden können, und knüpft Kontakte, die die spätere Karriere vorbereiten. Die Arbeit für und mit Praktikern kann zudem helfen, in der Dissertation praktische Auswirkungen im Blick zu behalten.

Eine Gefahr bei einer Arbeit außerhalb der Universität ist, zum Einzelkämpfer zu werden. Vielen “extern Promovierenden” fehlt der Austausch mit anderen Doktorand*innen, der in Kanzleien etc. zwar möglich, aber keineswegs garantiert ist. Außerdem fehlt häufig der Kontakt zum*r Betreuer*in, für Fragen und Ratschläge muss umständlich ein Termin gemacht werden, sofern der Betreuer oder die Betreuerin nicht auch per E-Mail oder Telefon für Fragen zwischendurch zur Verfügung steht (auch dann mag es allerdings schwer fallen, sich “einfach so” an sie oder ihn zu wenden, gerade wenn man sich nicht besonders gut kennt). Auch Stellen in Kanzleien sind häufig nicht nur anspruchsvoll, sondern auch zeit- und arbeitsintensiv. Auch wenn die Arbeitszeiten meist auf zwei oder drei Tage pro Woche beschränkt sind, stellen manche Kanzleimitarbeiter fest, dass sie am Tag danach zu erschöpft sind, um effizient und motiviert an der Dissertation zu arbeiten.

Stipendium

Es gibt parteinahe Stipendiengeber, Stipendien der verschiedenen Religionsgemeinschaften und forschungsspezifische Stipendien, die sich untereinander hinsichtlich der finanziellen Unterstützung und des übrigen Angebots und der Verpflichtungen der Stipendiat*innen unterscheiden. Im kommenden Beitrag wird es dazu eine Übersicht geben.

Ein Stipendium verschafft größtmögliche Flexibilität, alle Zeit kann der Arbeit an der Dissertation gewidmet werden. Häufig haben Stipendiat*innen zusätzlich noch eine Stelle am Lehrstuhl mit geringer Stundenzahl, um die Nähe zu ihrem*r Betreuer*in zu nutzen und nicht in die Gefahr der Isolation zu geraten. Ein weiterer Vorteil eines Stipendiums sind die verschiedenen Angebote für Promotions-Stipendiat*innen. Es werden Workshops und Seminare angeboten, Doktorarbeits-Schreib-Wochen, es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten zur (interdisziplinären) Vernetzung und zur Umsetzung eigener kultureller und sozialer Projekte. Außerdem ist es eine gewisse Auszeichnung, ein Stipendium zu bekommen und macht sich daher auch gut im Lebenslauf.

Ein gravierender Nachteil eines Stipendiums ist jedoch der langwierige Bewerbungsprozess. Für alle Stipendiengeber muss man neben Lebenslauf, Motivations- und Empfehlungsschreiben auch ein umfangreiches Exposé einreichen. Dafür braucht man ein konkretes ausformuliertes Thema und eine vorläufige Gliederung, man muss die Literatur zumindest grob gesichtet und einen Arbeitsplan erstellt haben. Zwar sind diese Arbeitsschritte auch abseits der Stipendiumsbewerbung ratsam und hilfreich, alle Bewerbungsunterlagen zusammenzustellen ist aber in jedem Fall zeitintensiv. Es folgt darauf noch einige Zeit, in der die Bewerbung beim Stipendiengeber bearbeitet wird. In meinem konkreten Fall hat es bis zur Einreichung des Exposés ein knappes halbes Jahr und bis zum Erhalt des Stipendiums weitere fünf Monate gedauert. Während dieser Zeit muss man sich anderweitig finanzieren, sofern man nicht ein Übergangsstipendium in Anspruch nehmen kann, das manche Stipendiengeber im Anschluss an ein Studien-Stipendium vergeben. Außerdem gibt es natürlich keine Garantie, dass sich der Aufwand lohnt und man das Stipendium schließlich bekommt.

Erspartes oder Unterstützung durch die Familie

Schließlich gibt es auch Doktorand*innen, die sich ausschließlich oder teilweise über eigenes Erspartes und/oder Unterstützung seitens der Familie finanzieren. Wenn diese Möglichkeit überhaupt besteht, bietet sie wie ein Stipendium große Flexibilität und viel Zeit für die Promotion. Manche Doktorand*innen arbeiten bewusst nur auf einer nicht kostendeckenden Stelle und füllen die Lücke mit Erspartem, um mehr Zeit für die Dissertation zu bekommen. Meines Erachtens sollte man über eine solche Finanzierung vor allem dann nachdenken, wenn es um die Abschlussphase der Dissertation geht oder wenn es aus persönlichen Gründen besonders wichtig ist, schnell mit der Promotion fertig zu werden.

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