Einsamkeit ist ein Problem bei der Promotion zuhause, “zu viel” von der Person oder den Personen, mit der oder denen wir zusammen leben, ein anderes.
Eins vorweg: ich habe selbst keine Kinder, deshalb möchte ich mir nicht anmaßen, Tipps dazu zu geben, wie man mit der Doppel-Belastung von Home Office und Kinderbetreuung oder Home Schooling umgehen sollte. In diesem Beitrag soll es nur darum gehen, wie man sich mit erwachsenen Personen arrangiert, mit denen man zusammen lebt, als Mitbewohner*innen oder Partner*innen.
Sich gegenseitig nicht stören
Da wir mehr oder weniger kurzfristig dazu gezwungen sind, ausschließlich oder überwiegend im Home Office zu arbeiten, sind unsere Wohnungen und Häuser häufig nicht darauf eingerichtet. Viele Promovierende haben vermutlich immerhin einen Schreibtisch und damit anderen Arbeitnehmenden viel voraus. Ein Problem gibt es aber, wenn der Schreibtisch in demselben Raum steht wie der Schreibtisch des Partners oder der Mitbewohnerin. Natürlich kann es sehr angenehm sein, eine Bezugsperson direkt da zu haben und ein Pläuschchen zu halten. Aber es kann auch sehr stören, wenn der*die andere ständig telefonieren muss oder sonst laut ist und man sich nicht konzentrieren kann.
Das Wichtigste in dieser Situation ist gute und rücksichtsvolle Kommunikation. Das heißt nach meinem Verständnis vor allem, wenn man absehen kann, dass und wann man potentiell störend sein muss, dies auch mit genügend Vorlauf anzukündigen, sodass der andere sich darauf einstellen kann. Dafür kann man sich zum Beispiel morgens oder am Anfang der Woche ein paar Minuten Zeit nehmen und Termine oder Aufgaben besprechen, die den*die andere*n stören könnten. Vielleicht lassen sich Aufgaben so verschieben, dass sie weniger störend sind, vielleicht kann die andere Person eine Aufgabe, die weniger Konzentration verlangt, in die Zeit eines Telefonats schieben. Zu rücksichtsvoller Kommunikation gehört es dann auch, sich gegenseitig 5-10 Minuten vorher noch einmal zu erinnern. Und natürlich auch Änderungen kommunizieren, sobald man von ihnen weiß. So kann sich die andere Person darauf einstellen und ihren Plan anpassen.
Natürlich gibt es auch spontane Anrufe oder ähnliches, für die man den*die andere*n nicht vorwarnen kann. Dann kann es sinnvoll sein, dem anderen “im Moment” kurz Bescheid zu geben – und/oder raus zu gehen und andere Räume zu benutzen. Vielleicht kann man kurzzeitig auf den Küchentisch ausweichen, selbst wenn das keine dauerhafte Lösung ist. Oder man setzt sich zum Telefonieren aufs Sofa oder Bett oder nutzt, wenn das Wetter wieder besser wird, einen Balkon. Selbst wenn es in anderen Räumen keinen guten Arbeitsplatz gibt, wo man sich hinsetzen kann, kann man je nach Art des Gesprächs im Stehen oder Gehen telefonieren und tut damit zugleich etwas für die Gesundheit.
Eine sinnvolle Investition können in diesem Kontext auch gute, bequeme Kopfhörer mit Mikrofon sein, damit die*der Telefonierende die Hände frei hat und trotzdem möglichst wenig stört. Auf der anderen Seite kann man sich auch geräuschunterdrückende Kopfhörer anschaffen, die zwar Gespräche nicht völlig ausblenden, aber zumindest etwas dämpfen. Wer mit Musik arbeiten kann, kann sich auch (über die Kopfhörer) Musik anmachen und wird so weniger gestört.
Unabhängig bleiben
Ein anderes Problem, das auftauchen kann, ist alles mit der Partnerin oder dem Mitbewohner zusammen machen zu müssen. Wenn Arbeit und Freizeit ineinander übergehen und die räumliche Trennung wegfällt, kann das Gefühl entstehen, man müsse zusammen essen, gemeinsam pausieren, zusammen Sport machen… Wenn das für alle Beteiligten gut funktioniert, kann der Lockdown eine schöne Möglichkeit sein, sich noch näher zu kommen und Zeit zusammen zu genießen.
Aber es ist auch okay, wenn das irgendwem “zu viel” wird. Es ist nicht schlimm, wenn man das Bedürfnis hat, weiter eigenen Routinen nachzugehen und zum Beispiel dann Pause zu machen, wenn es zum eigenen Konzentrationslevel passt und nicht wenn der Mitbewohner gerade zwischen mehreren Terminen Zeit hat. Genausowenig sollte es kränken, wenn die Partnerin nicht mehr zusammen Mittagessen möchte oder danach alleine einen Spaziergang macht. Das heißt nicht, dass die Beziehung kaputt wäre, sondern dass man eben ein eigenständiger Mensch geblieben ist mit eigenen Bedürfnissen. Und wenn es hier ständig einen Konflikt gibt, wirkt sich das mehr als sonst auch auf die Arbeit aus, denn man kann dem Konflikt nicht räumlich entkommen.
Auch hier dürfte Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg sein. Nur wenn man die eigenen Bedürfnisse kommuniziert und die Bedürfnisse der anderen Person*en wahr- und ernst nimmt, kann man zusammen das Level an gemeinsamer Zeit finden, das für alle Beteiligten passt. Dieses Level kann sich auch fortlaufend verändern, deshalb ist es wichtig, die Kommunikation offen zu halten.
Habt ihr Tipps und Anregungen, wie gemeinsam von zuhause arbeiten besser funktionieren kann? Lasst sie gerne für mich und andere da.
Hier geht es zu allen Beiträgen der Reihe:
Teil 1: Das Home Office einrichten
Teil 2: Zuhause produktiv sein
Teil 3: Gesund bleiben in Heimarbeit
Teil 4: Zuhause mit anderen