Wie gestern angekündigt startet der Blog heute mit meinem eigenen “Interview”, damit ihr wisst, wer ich überhaupt bin und wo ich mit meiner Promotion gerade stehe. Einige der Themen, die in diesem Interview angeschnitten werden, werde ich in kommenden Beiträgen vertiefen. Hinterlasst mir gerne einen Kommentar, welche Aspekte euch am meisten interessieren.
Da ich noch in der Promotion stecke, gibt es einige Aspekte, zu denen ich noch nichts sagen kann, die aber in künftigen Interviews mitbehandelt werden, zum Beispiel die Disputatio.
Zu welchem Thema hast Du promoviert? An welcher Hochschule? Wann begann und endete Deine Promotionsphase? Was machst Du heute?
Ich promoviere im Internationalen Zivilprozessrecht, genauer gesagt zur Brüssel Ia-VO, an der Universität Bonn. Ich habe Ende 2016 direkt nach dem Studium (parallel mit dem letzten Semester eines zusätzlichen Bachelor-Studiums in Law and Economics) mit der Promotion angefangen und bin heute noch dabei.
Wie lief Deine Promotion ab? Wann hast Du mit Themensuche begonnen, wann hattest Du das Thema gefunden und festgelegt, wann hast Du Deine Schriftfassung final abgegeben, wann war die Disputatio/Rigorosum? Und welche wichtigen Zwischenschritte gab es dazwischen?
Ich habe schon während des letzten Studiensemesters (Sommersemester 2016) mein Thema gesucht. Es stand daher seit Beginn meiner Promotion im Wesentlichen fest. Noch habe ich keine Schriftfassung abgegeben. Wichtige Schritte waren für mich das Fertigstellen eines Exposés, was mich inklusive Literatursichtung etwa ein halbes Jahr gekostet hat. In dieser Zeit habe ich die Fragestellung, mit der ich gestartet bin, konkretisiert und mir überlegt, wie ich eine Antwort dazu finden möchte. Nach dem Exposé habe ich dann angefangen, an den ersten Kapiteln zu arbeiten. Etwa 10 Monate später habe ich die ersten paar Kapitel meinem Doktorvater abgegeben, der mir dazu riet, erst einmal die Recherche zu beenden und dann zu schreiben, wenn mir alles klar geworden ist. Daran habe ich mich so halb gehalten: im Grunde habe ich mir seither zu jedem Rechercheblock einen eigenen Kommentar geschrieben, auf dessen Grundlage ich jetzt (ein weiteres Jahr später) meine eigentliche Dissertation schreibe. Ich hoffe, in einem guten halben Jahr abgeben zu können.
Wie hast Du Deinen Doktorvater/Deine Doktormutter gefunden?
Ich kannte meinen Doktorvater schon aus verschiedenen Vorlesungen und hatte mit ihm im Zusammenhang mit Moot Courts zusammengearbeitet. Als ich promovieren wollte, habe ich ihn daher einfach um einen Termin gebeten.
Wie bist Du auf Dein Thema gekommen? Wie sah die Ausgangsfassung Deines Themas aus und wie entwickelte es sich im Laufe der Promotion?
In einer Schwerpunktsvorlesung haben wir über drei EuGH-Urteile gesprochen, in denen es um Multiple Erfüllungsorte im Rahmen des Vertragsgerichtsstands geht. Diese Urteile schienen mir nicht wirklich ein kongruentes System darzustellen und diese Kongruenz wollte ich herstellen. Während der Literatursichtung und der Arbeit am Exposé habe ich mir überlegt, dass ich, um eine Antwort auf das Problem Multipler Erfüllungsorte zu finden, mir anschauen möchte, wie ähnlich gelagerte Fälle innerhalb der Verordnung gelöst werden. Eine Überlegung dabei war auch, dass ich mich so von anderen, bereits bestehenden Arbeiten in diesem Problemfeld abgrenzen würde. Während ich diese anderen Fälle und die zugehörigen Gerichtsstände analysiert habe, habe ich gemerkt, dass es im Grunde darauf hinausläuft, wie man das Prinzip der Konzentration versteht und welchen Stellenwert man ihm einräumt. Meine ursprüngliche Fragestellung ist jetzt der Aufhänger, um mich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.
Hast du ein Exposé geschrieben? Wenn ja, was hat es dir gebracht?
Ja, habe ich, um mich für ein Stipendium zu bewerben. Durch das Exposé habe ich mir Gedanken gemacht, worüber ich eigentlich schreiben will, wie ich an die Fragestellung herangehen möchte. Und ich habe dafür die Literatur umfassend sichten und ordnen müssen, sodass ich einen vorgegebenen Rahmen habe. Außerdem habe ich mir darin einen Zeitplan festgelegt. Das hätte ich vermutlich eh getan, aber ihn schriftlich festzuhalten und nach außen zu kommunizieren hat ihn verbindlicher gemacht.
Was fiel Dir bei der Recherche besonders schwer? Wie hast Du Literatur und Notizen verwaltet und organisiert? Hast du irgendwelche Tipps?
Es war meist nicht schwer, Literatur zu finden, aber umso mehr, mich zu begrenzen. Dafür suche ich noch immer nach einem guten Weg. Momentan priorisiere ich danach, wie eng die Literatur ihrem Titel nach mit meiner Fragestellung zusammenhängt, wer der Autor ist und bei Aufsätzen, wo sie erschienen sind. Im Laufe der Recherche kommen dann noch die Quellen hinzu, die besonders häufig zitiert werden. Ein Problem bei der Literatursuche war es, auch ausländische Literatur einzubeziehen, weil diese naturgemäß in Deutschland nicht so leicht zu bekommen ist. Zum Teil konnte ich das mit meinem Forschungsaufenthalt am Max Planck Institut lösen. Zur Literaturverwaltung nutze ich Citavi, was ich nur wärmstens empfehlen kann.
Wie lief das Schreiben bei Dir ab? Hast Du von Anfang an geschrieben oder erst nach Abschluss der Recherche? Hast Du Tipps und Ratschläge zum Schreiben?
Anfangs habe ich schon nebenher geschrieben – Recherche und Schreiben gingen mehr oder weniger nahtlos ineinander über, wobei ich aber zu jedem einzelnen Block erst einmal die Recherche abgeschlossen und dann geschrieben habe. Seit einem Gespräch mit meinem Doktorvater, etwa ein Jahr nach Beginn der Arbeit, schreibe ich zwar weiterhin Fließtexte, aber eher als Ersatz für Notizen. Das eigentliche Schreiben kommt erst, wenn ich mit der Recherche fertig bin.
Hast Du einen Forschungsaufenthalt oder Ähnliches gemacht? Wo? Und was hat es Dir gebracht?
Ich habe einen mehrmonatigen Aufenthalt am Max Planck Institut in Luxemburg verbracht. Zum einen hatte ich dort besseren Zugriff auf insbesondere ausländische Literatur. Zum anderen hatte ich dort die Möglichkeit, mich mit vielen anderen jungen Wissenschaftler*innen auszutauschen, sowohl fachlich als auch bezogen auf den Arbeitsprozess. Die gesamte Atmosphäre dort war sehr motivierend und inspirierend.
Wie hast Du Dich motiviert, an der Stange zu bleiben? Was hat Dir in schweren Zeiten, bei Zweifeln etc. geholfen?
Unser Doktorandentreff, den ich mit ein paar Freunden, die gleichzeitig promoviert haben, organisiert habe. Außerdem mein Arbeitsplan, den ich teilweise kleinschrittig für jeden Tag oder jede Stunde aufgestellt habe. Manchmal auch Deadlines für Vorträge am Lehrstuhl oder Termine mit meinem Doktorvater. Motiviert hat mich auch immer wieder, dass ich mein Thema wirklich spannend finde. Motivationsprobleme haben sich vor allem eingestellt, wenn es nicht um mein Kern-Thema ging, sondern um andere Bereiche, mit denen ich mich zur Beantwortung meiner Forschungsfrage auch auseinandersetzen musste. Dann habe ich mich daran erinnert, wofür ich mich eigentlich mit diesen Fragen beschäftige und dass sie zur Klärung meiner Forschungsfrage wichtig sind.
Bei Zweifeln habe ich mir immer wieder vor Augen geführt, dass das normal ist und vermutlich jeder Zweifel im Laufe der Promotion hat. Geholfen hat mir dabei auch, dass ich schon während des Studiums viel Kontakt zu Doktoranden hatte und deren Promotion direkt miterleben konnte. So wusste ich, dass ich mich von Zweifeln nicht kleinkriegen lassen muss.
Hattest Du irgendein Forum für Austausch mit anderen Doktorand*innen? Eine Arbeitsgruppe, ein Doktorandenseminar?
Mit drei Freunden, die ebenfalls in Jura promovieren, haben wir einen Doktorandentreff veranstaltet. Alle drei bis vier Wochen treffen wir uns, tauschen uns über unsere Fortschritte aus und diskutieren aktuelle Probleme. Außerdem hatte ich am Lehrstuhl Gelegenheit, mein Dissertationsthema vorzustellen. Und seit einigen Monaten organisiere ich den Arbeitskreis der Zivilrechtsdoktoranden, bei dem wir uns circa monatlich treffen und jedes Mal ein anderer Doktorand vorträgt.
Wie hast du Deine Promotionsphase finanziert? Was waren die Vor- oder Nachteile?
Ich arbeite am Lehrstuhl meines Doktorvaters und habe ein Stipendium der Studienstiftung. Für mich ist das die beste Lösung, weil ich einerseits den direkten Draht zu meinem Doktorvater habe, andererseits aber zeitlich und finanziell weitgehend unabhängig bin. Durch das Stipendium habe ich außerdem auch ideelle Förderung erhalten. Nachteil war die lange Vorbereitungszeit für das Stipendium (vom Beginn der Recherche für das Exposé bis zur Aufnahme in die Förderung hat es bei mir ein ganzes Jahr gedauert).