Im heutigen Interview spreche ich mit Kevin Franzke, den ich noch aus der Schulzeit kenne. Er hat ebenso wie ich in Bonn studiert und wurde dort zu einem kriminologischen Thema promoviert. Für seine Dissertation hat er den Preis des juristischen Fachbereichs erhalten. Heute ist er akademischer Rat an der Universität Bonn. Im Interview mit dr. jur. berichtet er über die Herausforderungen der Akteneinsicht, Aktenanalyse und Statistik, übers Kürzen und seine Themeninspiration.

Zu welchem Thema hast Du promoviert?

Ich habe eine empirische Arbeit mit dem Titel „Der ‚einvernehmliche Missbrauch‘ von Kindern durch Jugendliche und Heranwachsende“ geschrieben. Dabei habe ich untersucht, ob die Rechtspraxis mit Fällen „früher Jugendlieben“, bei denen einer der Partner noch unter 14 Jahren alt ist, konfrontiert wird und wie sie auf derartige Fälle reagiert.

An welcher Hochschule?

An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Wann begann und endete Deine Promotionsphase? Vor oder nach dem Referendariat?

Sie begann im Mai 2016 und endete im Dezember 2020. Im Oktober 2019 bin ich in das Referendariat eingestiegen. Zur dieser Zeit war eine erste Fassung der Arbeit fertig.

Was machst Du heute?

Ich bin akademischer Rat an der Universität Bonn und strebe eine akademische Laufbahn an.

Wie lief Deine Promotion ab? Wann hast Du mit der Themensuche begonnen, wann hattest Du das Thema gefunden und festgelegt, wann hast Du Deine Schriftfassung final abgegeben, wann war die Disputatio/Rigorosum? Und welche wichtigen Zwischenschritte gab es dazwischen?

Ich habe meine promotionsbegleitende Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bereits mit zwei Themenideen angetreten. Zu diesen habe ich dann ungefähr zwei Monate recherchiert und mich dann – in Absprache mit meinem Doktorvater – festgelegt. Rückblickend betrachtet ist diese Phase fast schon ungewöhnlich reibungslos verlaufen. Mir scheint es das Wichtigste zu sein, dass man ein Thema findet, auf das man wirklich Lust hat. Wenn dies etwas länger dauert, ist das meines Erachtens kein Problem, zumal man ja nun angehende*r Wissenschaftler*in ist und auch von Themen, die man letztendlich verwirft, noch profitieren kann, zum Beispiel in Form eines Aufsatzes.

Meine Arbeit habe ich ungefähr im Juni 2020 eingereicht und sie kurz vor Weihnachten dann „verteidigt“. Der wichtigste Schritt auf dem Weg zur fertigen Dissertation ist wohl die Fertigstellung eines Entwurfs. Das war bei mir im September 2019 der Fall. In meinem Fall gab es davor noch einen wichtigen Zwischenerfolg, als ich die ersten Akten für meine Aktenanalyse von der hierfür zuständigen Staatsanwaltschaft übersendet bekommen habe. Zum einen war damit klar, dass sich die recht mühsame Beantragung der Akteneinsicht gelohnt hatte, zum anderen ist es bei einem empirischen Forschungsprojekt der Moment, der einem signalisiert: Jetzt geht’s los!  

Wie hast Du Deinen Doktorvater/Deine Doktormutter gefunden?

Mein Doktorvater, Prof. Torsten Verrel, und ich kannten uns schon eine Weile aus dem Schwerpunktstudium. Nach meiner Seminararbeit hatte ich das große Glück, dass er auf mich mit der Frage nach einer Promotion zugekommen ist. Ansonsten kann ich nur empfehlen: Mutig sein und einfach nach einem Gesprächstermin fragen.

Wie bist Du auf Dein Thema gekommen? Wie sah die Ausgangsfassung Deines Themas aus und wie entwickelte es sich im Laufe der Promotion?

Tatsächlich im Urlaub. Ich lag auf Kos am Strand. Vor dort kann man sehr gut Bodrum in der Türkei sehen und so dachte ich beim Entspannen zufällig über den Fall „Marco W.“ nach. Dieser war 2007 in aller Munde, weil dem jungen Mann im Urlaub in der Türkei der Missbrauch einer jungen Engländerin vorgeworfen wurde. Seitdem gilt der Fall – was ich inzwischen bezweifle – als prototypisches Beispiel für die Kriminalisierung normalen sexuellen Probierverhaltens. Auch in der strafrechtlichen Fachliteratur wurde der Fall vereinzelt aufgegriffen und behauptet, dass es hierzulande solche Probleme nicht geben würde. Guckt man sich aber Studien zum „ersten Mal“ an, stellt man fest, dass das eigentlich kaum sein kann, denn immerhin 3-5 % der Kinder unter 14 gehören zu den „Frühstartern“. Um dies nachzuprüfen, bietet sich ausschließlich die Forschungsmethode der Aktenanalyse an, sodass mir die grobe Struktur der Arbeit (Analyse der Rechtslage und der Erkenntnisse der Sexualforschung, Aktenauswertung, Reformdiskussion) recht schnell klargeworden ist und über die gesamte Arbeitsphase hinweg beibehalten werden konnte. Der Teufel steckt allerdings gerade bei der Aktenanalyse dann im Detail.

Hast Du Dich also seit 2007 schon mit der Idee herumgetragen?

Nein, dafür fehlten mit 2007 noch die rechtlichen Kenntnisse. Aber mir war der Fall noch sehr präsent, womöglich weil ich damals 2007 nur geringfügig jünger war als Marco W. Durch den Urlaub kam es dazu, dass ich meine Erinnerung an den Fall mit meinem zwischenzeitlich erworbenen juristischen Wissen verknüpft habe.

Hast Du ein Exposé geschrieben? Wenn ja, was hat es Dir gebracht?

Für die Beantragung der Akteneinsicht nach §§ 476 ff. StPO ist es erforderlich, das Studiendesign und die Forschungsfragen darzulegen, sodass die Antragsstellung das klassische Exposé bei mir funktional ersetzt hat. „Gebracht“ hat mir das Exposé somit zunächst einmal die Voraussetzungen um das Projekt überhaupt durchführen zu können. Zudem brachte es mir aber auch Klarheit über meine wissenschaftlichen Ziele und eine frühe Gelegenheit, mit dem Doktorvater zu klären, ob man dieselben Vorstellungen von dem Forschungsprojekt hat. Das gibt einem das gute Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.

Wie bist du bei der Akteneinsicht und -analyse vorgegangen? Hast du Tipps?

Bei der Akteneinsicht ist ein auf die Forschungsfrage abgestimmtes, gestuftes Vorgehen notwendig, da die Staatsanwaltschaften zwar für das Einsichtsgesuch zuständig sind, in der Regel aber nicht die Kapazitäten haben, um die gewünschten Fälle selbst zu identifizieren. Da ich mich auch für Fälle interessiert habe, bei denen es zu keiner förmlichen Verurteilung gekommen ist, schied aber eine Anfrage beim Bundeszentralregister aus. Daher habe ich die Generalstaatsanwaltschaften gebeten, in ihren Verfahrenspflegesystemen (MESTA oder web.sta) nach Aktenzeichen mit bestimmten Suchparametern (bestimmt nach Alter von Beschuldigtem und mutmaßlichem Opfer zur Tatzeit, Delikt) zu suchen, um dann Akteneinsicht zu konkreten Aktenzeichen zu beantragen. Damit es mit der Akteneinsicht klappt, ist es neben einem guten Datenschutzkonzept nämlich wichtig, den Beteiligten möglichst wenig Arbeit zu bereiten, denn eine zeitliche Überlastung der Behörden, die die Erledigung vorrangiger Aufgaben gefährdet, ist ein Versagensgrund.

Die Aktenanalyse erfolgt mittels eines standardisierten Erhebungsbogens, der täter- und opferbezogene Merkmale sowie tat- und verfahrensbezogene Merkmale enthält. Die Daten werden dann pseudonymisiert (d.h. Name und Aktenzeichen werden vom Datensatz separiert) in den PC eingetragen und mit einem Statistikprogramm (ggf. Excel, in meinem Fall aber IBM SPSS) aufbereitet. Erhebt man gesetzlich nicht definierte Umstände wie etwa die “Einvernehmlichkeit des Sexualkontakts”, ist es wichtig, möglichst klare und nachvollziehbare (=reliable) Kriterien hierfür zu benennen. Zudem muss man sich im Klaren sein, dass es in der Regel keine Chance für eine Nacherhebung gibt, sodass man sich bereits vor der Erhebung sehr genau überlegen muss, welche Parameter man erfassen möchte. Zudem sollte man in Notizform interessante oder besondere Fälle stichwortartig erfassen, um die Ergebnisse der Analyse später mit Beispielen lebhafter darstellen zu können.

Was fiel Dir bei der Recherche besonders schwer? Wie hast Du Literatur und Notizen verwaltet und organisiert? Hast du irgendwelche Tipps?

Die größte Herausforderung bei einer empirischen Arbeit ist für die meisten Jurist*innen die neue Methodik, insbesondere die Statistik. Zu diesem Thema die passende Literatur zu finden, die einem „laienfreundlich“ und anwendungsorientiert die nötigen Kenntnisse vermittelt, war wirklich eine Herausforderung, bei der ich glücklicherweise auf Unterstützung zählen durfte. Wir beschäftigen zur Bewältigung von statistischen Problemen bei der Vorlesungsvorbereitung und bei Promotionsvorhaben eine studentische Hilfskraft, die Psychologie studiert. Das war natürlich enorm hilfreich. Ich kann als Lektüre wegen der Kombination aus Statistik mit dem passenden Computerprogramm eindeutig “Discovering Statistics Using IBM SPSS Statistics” von Andy Field empfehlen.

Meine Literatur habe ich mit Citavi verwaltet und kann es nur weiterempfehlen! Am besten probiert man so etwas bereits möglichst früh im Studium, z.B. im Proseminar oder vergleichbaren Formaten, aus. Wenn man sich für die Arbeit mit einem Literaturverwaltungsprogramm entscheidet, ist es meines Erachtens sinnvoll, sich hierfür einige Nachmittage Zeit zu nehmen, um das Programm auch wirklich mit allen seinen Möglichkeiten zu nutzen. Speziell für Citavi kann ich die Erklärvideos auf dem Youtube-Kanal sehr empfehlen.

Wie lief das Schreiben bei Dir ab? Hast Du von Anfang an geschrieben oder erst nach Abschluss der Recherche? Hast Du Tipps und Ratschläge zum Schreiben?

Ich habe zuerst eine grobe Recherche für die gesamte Arbeit durchgeführt und habe dann nochmals eine detaillierte Recherche vor dem Abfassen des jeweiligen Kapitels durchgeführt. Bei richtigem Umgang mit einem Literaturverwaltungsprogramm könnte man alternativ auch die gesamte Untersuchung zunächst durchrecherchieren. Eine zeitlich kurze Schreibphase hat den Vorteil, dass sich das Werk schneller wie „aus einem Guss“ liest, was sonst ein arbeitsintensiver Teil der stilistischen Überarbeitung sein kann. Andererseits ist es aber für den Kopf ein gutes Gefühl, schon mal etwas zu Papier gebracht zu haben. Zudem tue ich mich schwer, tage- oder gar wochenlang am Stück zu schreiben. Daher bin ich letztendlich froh, die Schreibphase zeitlich gestreckt zu haben.

Welche Überarbeitungsschritte waren für Dich am Wichtigsten? Hattest Du Korrektur-Leser?

Als am mühevollsten, aber auch am gewinnbringendsten habe ich das Kürzen der Arbeit empfunden. Dies zwingt einen zur Präzision und zum Fokus auf das Wesentliche. Ich hatte das Glück, dass mein Doktorvater schon bei seinen Anmerkungen zum Entwurf zahlreiche Kürzungsmöglichkeiten angedeutet hat. Bei der Umsetzung würde ich zwischen der sprachlichen Präzisierung, bei der das Streichen von Füllwörtern und prägnantes Formulieren im Mittelpunkt stehen, und dem inhaltlichen Kürzen unterscheiden. Letzteres ist immer ein wenig schmerzhaft. Diesbezüglich bin ich die Arbeit abschnittsweise durchgegangen und habe mich nochmal bewusst gefragt: “Wofür brauche ich diese Passage?” Wenn mir die Antwort nicht unmittelbar einfiel, war das ein relativ eindeutiges Zeichen, an dieser Stelle zu kürzen.

Ich hatte zwei Korrekturleser*innen: Einen lieben Kollegen, für den ich später natürlich auch einen Korrekturgang übernommen habe, und meine Frau, die mir glücklicherweise nicht nur immer den Rücken freigehalten hat, sondern auch noch selbst Juristin ist und die Arbeit auch inhaltlich bereichert hat.

Wie hast Du Dich auf die Disputatio vorbereitet? Wie hast Du die Thesen ausgewählt? Wie verlief die Disputatio und die Diskussion?

Ich hatte die Gelegenheit, vorab schon zwei Vorträge über mein Thema zu halten, was gewissermaßen eine langfristige Vorbereitung war. Den ersten Vortrag habe ich in einem Seminar der Rechtspsychologen gehalten. Dort wurde gerade u.a. zum Geschwisterinzest geforscht, weshalb man Interesse an meinen Ergebnissen hatte. Wegen der größeren Expertise der Psychologen in statistischen Dingen, hat mir der Vortrag enorme Sicherheit gebracht, auf dem richtigen Weg zu sein. Den zweiten Vortrag habe ich dann in einem jour fixe der Bonner Strafrechtsprofessoren gehalten, weil ich zwischenzeitlich eine Anfrage für den Deutschen Jugendgerichtstag 2020 (der wegen Corona 2021 stattfand) erhalten habe. Da war die Arbeit aber schon nahezu fertig.

Die eigentliche Vorbereitung ging dann aber erst mit der Terminabsprache für die Disputatio los. Hierbei scheinen sich die Geister besonders an der Frage nach einem Manuskript zu scheiden. Auch wenn ich eigentlich recht gut und gerne frei spreche, war mir jedoch sehr klar, dass es in diesem Fall aus Gründen der sprachlichen Präzision, der Nervosität und vor allem des Zeitmanagements ein Manuskript sein muss. Dann muss man aber üben, sich dies möglichst wenig anmerken zu lassen. Bei der Auswahl der Thesen habe ich mich stark an meinem Reformvorschlag orientiert und die hierzu passenden empirischen Erkenntnisse aus meiner Aktenanalyse ausgewählt.  

Vor meiner Disputatio, die pandemiebedingt online stattfand, war ich ziemlich aufgeregt. Das hat sich dann aber schnell gelegt, sodass ich nach meinem Vortrag ein gutes Gefühl hatte. Danach ist die Zeit nur so verflogen. Doktorvater und Zweitgutachter hatten zwei bis drei Fragen an mich, die ich recht ausführlich beantwortet habe, sodass der Vorsitzende mit nur einer Nachfrage die Prüfung abschloss. Nach wenigen Minuten habe ich dann auch gleich das Ergebnis erfahren.

Wie lange hat es von der Disputatio zur Veröffentlichung gedauert? Wie verlief der Veröffentlichungsprozess? Hast Du im Anschluss Deine Dissertation vermarktet? Wie?

Den Verlagsvertrag konnte ich bereits wenige Tage nach der Disputatio unterzeichnen. Da mein Doktorvater Mitherausgeber einer passenden Schriftenreihe ist, drängte sich die Verlagswahl geradezu auf. Mit dem Verlag war dann zu klären, ob ich die Satzarbeiten selbst übernehme und ob ich ein Korrektorat wünsche. Zudem konnte ich zwischen Preismodellen mit und ohne Gewinnbeteiligung wählen. Dadurch, dass ich mich für ein Korrektorat entschieden habe, hat sich der Prozess ein wenig hingezogen, schätzungsweise vier Monate. Die Arbeit wird vom Verlag auf seiner Homepage beworben, zudem konnte ich durch einige Anschlussveröffentlichungen indirekt Werbung für meine Dissertation machen.

Wie hast Du Dich motiviert, an der Stange zu bleiben? Was hat Dir in schweren Zeiten, bei Zweifeln etc. geholfen?

Abwechslung. Es gab immer wieder Phasen, in denen ich an der Arbeit nicht weiterarbeiten konnte, weil ich auf die Übersendung von Akten gewartet habe. Das habe ich genutzt, mich an kleinere Aufsätze zu setzen, was mir ganz nebenbei gezeigt hat, dass mir die Arbeit so gut gefällt, dass ich sie dauerhaft beruflich machen möchte.

Hattest Du irgendein Forum für Austausch mit anderen Doktorand*innen? Eine Arbeitsgruppe?

Der Austausch fand bei uns nur im Kreis der Kollegen statt. Leider sind kriminologisch-empirische Arbeiten noch immer Exoten und methodisch den meisten Mit-Doktorand*innen nur mit viel Aufwand zugänglich. Insofern finde ich den eher informellen Austausch für diesen Fall zweckmäßig, könnte mir aber auch gut vorstellen, ein überregionales Austauschformat für Kriminolog*innen ins Leben zu rufen.

Wie hast du Deine Promotionsphase finanziert? Was waren die Vor- oder Nachteile?

Mit einer (halben) Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Nachteile mit Ausnahme einer unvermeidlichen, aber gut zu bewältigen Arbeitsbelastung, fallen mir hierzu kaum ein. Als besonders positiv habe ich die räumliche wie zwischenmenschliche Nähe zu Kolleg*innen und meinem Doktorvater empfunden. Die fruchtbarsten Gespräche habe sich oft spontan bei einer Kaffeepause ergeben.

Hast Du einen Forschungsaufenthalt oder Ähnliches gemacht? Wo? Und was hat es Dir gebracht?

Meine Aktenanalysen haben mich zwar zu verschiedenen Staatsanwaltschaften in ganz Deutschland geführt, einen Forschungsaufenthalt im eigentlichen Sinn habe ich aber nicht gemacht.

Wenn Du Dir selbst früher oder heute anfangenden Doktorand*innen drei Tipps bzw. Ratschläge geben könntest – welche wären das?

  1. Such dir nach Möglichkeit ein selbst gewähltes Thema, das dich wirklich interessiert.
  2. Mach nicht so weiter wie in der Examenszeit – auch Erholung und Entspannung sind wichtig!
  3. Setze dir viele kleine (Zwischen-)Ziele.

Was hat Dir der Doktortitel und/oder die Promotionsphase als solche persönlich und beruflich gebracht? Was hast Du in der Zeit neben dem Fachlichen gelernt? Inwiefern profitierst Du heute noch davon? Würdest Du Dich wieder für eine Promotion entscheiden? Was würdest Du wieder so machen, was ändern?

Für eine Habilitation ist eine erfolgreiche Promotion zwingende Voraussetzung, sodass ich ohne sie meinen heutigen Beruf gar nicht ausüben könnte. Die Fähigkeiten, einem Problem strukturiert und analytisch nachzugehen und kritisch auch scheinbare Gewissheiten zu hinterfragen, würden mir aber sicherlich auch in vielen anderen Berufsfeldern weiterhelfen.

Persönlich konnte ich mir beweisen, meine Ziele mit Durchhaltevermögen verfolgen zu können. Vor allem aber hat mir die Zeit am Lehrstuhl viel Freude und (hoffentlich) lebenslange Freundschaften mit vielen wunderbaren Menschen gebracht.

Gibt es sonst noch etwas, was Du gerne sagen möchtest?

Ich sage meinen Studierenden oft, dass man Wissenschaft wie ein Handwerk lernen kann, was auch richtig ist. Gute Wissenschaft hat aber auch etwas Kreatives, zeichnet sich beispielsweise auch durch originelle Fragen, Methoden und Lösungen aus. Da hilft es nicht immer, sich allzu sklavisch bis spätabends an den Schreibtisch zu fesseln. Mir kommen die besten Ideen immer bei Joggen.


Das Interview wurde im Juni 2022 geführt.