Die Dissertation ist für viele Doktoranden das erste Langzeitprojekt, dass sie weitgehend auf sich alleine gestellt bearbeiten. Selbst in der Examensvorbereitung nutzen die meisten von uns Angebote der Universität oder kommerzielle Repetitorien. Einigen fällt es sehr leicht, ihre Arbeit selbst zu strukturieren und mit Disziplin voranzukommen. Sie sind froh, endlich so arbeiten zu können, wie sie selbst es möchten. Andere haben große Probleme, sich einen Rahmen zu schaffen und dann daran zu halten. Woran liegt das? Eine mögliche Erklärung sind die vier Persönlichkeitstypen (Four Tendencies) nach Gretchen Rubin.*

Gretchen Rubin unterscheidet danach, wie Menschen auf äußere und innere Erwartungen reagieren.
Die meisten Menschen fallen in die Gruppe der Obliger**, die äußere Erwartungen immer erfüllen, aber denen es schwer fällt, inneren Erwartungen gerecht zu werden. Das sind die Menschen, die jahrelang zum Vereinstraining gehen, aber zur Couch Potatoe werden, wenn sie alleine Sport machen sollen.
Die nächstgrößere Gruppe sind die Questioner. Questioner hinterfragen alle äußeren Erwartungen, erfüllen aber innere Erwartungen problemlos. Diese Menschen haben Schwierigkeiten damit, Aufgaben zu erledigen, deren Sinn sie nicht verstehen. Sobald sie aber für sich eine gute Begründung gefunden haben, wird die Erwartung erfüllt.
Die dritte Gruppe, die Upholder, erfüllen sowohl innere als auch äußere Erwartungen. Für sie haben Aufgaben, um die andere sie bitten, die gleiche Priorität wie ihre eigenen Projekte.
Rebellen sind die letzte Gruppe. Sie erfüllen weder innere noch äußere Erwartungen, sondern tun nur das, was sie gerade tun wollen.
Innerhalb der verschiedenen Gruppen gibt es noch Varianzen. So kann ein Upholder eher in Richtung Questioner neigen, weshalb für ihn innere Erwartungen wichtiger sind, als äußere. Oder er kann eher in Richtung Obliger neigen, sodass äußere Erwartungen wichtiger werden. Außerdem haben wir alle manchmal eine Neigung, die eher für einen anderen Typ spricht. Aber im Großen und Ganzen lassen sich laut Rubin die allermeisten (vielleicht sogar alle?) Menschen einem bestimmten Typ zuordnen.

Natürlich sind diese vier Persönlichkeitstypen nur ein Aspekt der jeweiligen Person. Aber sie sind eine gute Erklärung dafür, auf welche unterschiedlichen Arten Menschen motiviert werden und sich selbst motivieren können – eine Fähigkeit, die gerade für die Promotionszeit wichtig ist. Gretchen Rubin betont auch, dass es nicht eine “beste” Persönlichkeit gibt: “The happiest and most successful people are those who have figured out ways to exploit their Tendency to their benefit and, just as important, found ways to counterbalance its limitations.”*** Sich selbst zu verstehen, kann dabei helfen, seine Ziele besser zu erreichen und glücklicher zu werden.

Um herauszufinden, welchem Typ man angehört, gibt es auf der Internetseite von Gretchen Rubin einen kostenlosen online-Test. Es könnte aber schon reichen, folgende Frage zu beantworten:
Wie reagierst du auf Neujahrs-Vorsätze?
a) Ich halte sie (fast) immer ein.
b) Vorsätze finde ich gut, aber Neujahr ist ein willkürlicher Termin.
c) Ich habe Schwierigkeiten, Vorsätze einzuhalten, wenn sie nur mich betreffen.
d) Ich verpflichte mich nur ungern.
Jede Antwort deutet auf einen bestimmten Typ hin.**** Je nachdem, welchem Typ ihr angehört, können euch unterschiedliche Strategien dabei helfen, eure Promotionszeit (und alle anderen Projekte und Ziele im Leben) besser zu gestalten.

Die Strategien, die Gretchen Rubin vorschlägt, werde ich in den kommenden Wochen für jeden Typ in einem eigenen Beitrag darstellen und daraus konkrete Methoden speziell für die Promotionszeit entwickeln. Wer das gar nicht abwarten kann, dem empfehle ich neben dem Buch von Gretchen Rubin*, ihren Blog und ihren Podcast “Happier with Gretchen Rubin”, insbesondere die Bonus Episode vom 23.09.2019.


*) Gretchen Rubin: “The Four Tendencies” bzw. auf deutsch: “Die vier Happiness-Typen”.
**) Hinweis: Ich bin aus dem Podcast die englischen Begriffe gewöhnt und finde die deutschen Übersetzungen nicht besonders treffend. Daher werde ich im folgenden die englischen Begriffe nutzen.
***) zu deutsch: “Die glücklichsten und erfolgreichsten Menschen sind die, die Wege gefunden haben, ihren Persönlichkeitstyp zu ihrem Vorteil zu nutzen und, genauso wichtig, seine Nachteile auszugleichen.”
****)Antwort: a) – Upholder; b) – Questioner; c) – Obliger; d) – Rebell


Welcher Typ seid ihr? Habt ihr vorher schon von diesen Persönlichkeitstypen gehört?

Hier geht es zu allen Teilen der Four Tendencies Reihe:
Teil 1 – Mithilfe der Four Tendencies zur Dissertation
Teil 2 – Äußere Erwartungen kreieren für Obliger
Teil 3 – Warum? Darum! – Motivation für Questioner
Teil 4 – Äußere und innere Erwartungen zum Ausgleich bringen als Upholder
Teil 5 – Als Rebell ohne Erwartungen ans Ziel

3 Replies to “Mithilfe der Four Tendencies zur Dissertation (Four Tendencies Teil 1/5)”

  1. Wie spannend, ich freue mich auf die nächsten Beiträge dazu! Ich höre auch sehr gern den Podcast von Gretchen und Elizabeth. Außerdem denke ich immer noch über deinen letzten Post zu den Diss-Ratschlägen nach – Vielen Dank also für das viele spannende input, Bianca!

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