Promovieren kann – gerade für Juristen – eine ziemlich einsame Angelegenheit sein. Man recherchiert alleine, denkt alleine, schreibt alleine, korrigiert alleine. Dazu kommt, dass man sich auch alleine organisieren, strukturieren und motivieren muss. Es fehlen feste Strukturen und eingespielte Arbeitsabläufe, man geht nicht mehr zu Vorlesungen oder Seminaren. Eine Möglichkeit, um zumindest ein wenig Struktur in den Arbeitsablauf zu bekommen und das Promovieren weniger einsam zu machen, sind Arbeitsgruppen für Doktoranden.

Eine gute Möglichkeit, mit anderen Doktoranden ins Gespräch zu kommen, ist, wenn man sich regelmäßig trifft, um über eines der Promotionsvorhaben zu diskutieren. Dazu bietet es sich an, wenn eine Person einen kurzen Vortrag über ihr Projekt hält und anschließend darüber gesprochen wird. Ein Nachteil an diesem Format ist, dass es immer mindestens eine Person geben muss, die einen Vortrag vorbereitet. In einem der letzten Beiträge habe ich verschiedene Gründe aufgelistet, warum es sich lohnt, diesen Aufwand zu betreiben. Trotzdem sollte die Gruppe einigermaßen groß sein, damit ausreichend häufig neue Vorträge möglich sind. Eine solche Gruppe, in der es inhaltlich um die Promotionsvorhaben geht, funktioniert besonders gut, wenn die Themen ähnlich oder zumindest in ähnlichen Fachbereichen angesiedelt sind. Aber auch wenn dem nicht so sein sollte: für alle Beteiligten kann es interessant sein, etwas über neue Themen zu erfahren und Perspektiven aus ganz anderen Fachbereichen zu bekommen.

Eine andere Form einer Arbeitsgruppe kann eine “Accountability”-Gruppe sein, also eine Gruppe, die vor allem dafür funktioniert, sich gegenseitig bei der Stange zu halten. Die Promotion kann nicht nur einsam sein, es ist auch ein Langzeitprojekt, bei dem es zwischendurch wenig Erfolgsmomente gibt. Sich zu motivieren, kann daher schwer fallen. Eine “Accountability”-Gruppe kann zum Beispiel so funktionieren, dass man sich wöchentlich, vierzehntägig oder monatlich trifft und jeweils ein Ziel setzt, das man bis zum nächsten Treffen erreicht haben möchte. Beim nächsten Mal berichtet dann jede*r, wie es gelaufen ist, was er*sie geschafft hat und ggf. warum das Ziel nicht erreicht wurde. Das verschafft ein wenig Druck von außen und führt außerdem in regelmäßigen Abständen vor Augen, was man eigentlich schon geschafft hat. Wem es zu viel Druck macht, sich Ziele zu setzen, kann auch einfach nur bei jedem Treffen über das berichten, was schon geschafft wurde. Allein die Tatsache, anderen darüber berichten zu müssen, kann schon ungemein motivieren. Zusätzlich gibt eine solche Arbeitsgruppe auch einen Rahmen, um sich gemeinsam über Erfolge zu freuen. Eine solche Arbeitsgruppe ist persönlicher und sollte daher eher die Größe einer Lerngruppe haben. Ideal sind vier bis fünf Doktorand*innen.

Arbeitsgruppen für Doktorand*innen sind auch gute Anlaufstellen, um Probleme zu diskutieren. Oftmals reicht es schon, ein Problem laut und vor anderen zu formulieren. In Doktorandengruppen kann man zusätzlich Input bekommen von anderen, die vielleicht schon ähnliche Fälle hatten oder sich zumindest gut hineinversetzen können. Die Probleme können fachlich sein, aber auch Dinge wie Arbeitsorganisation oder Meinungsverschiedenheiten mit dem*der Betreuer*in betreffen. Ganz gleich, was es ist, ist es schön, einen Kreis zu haben, in dem man sich austauschen kann. Damit ein solcher Austausch gut funktioniert, ist es wichtig, sich frühzeitig kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen. Deshalb empfehle ich, schon am Anfang der Promotionsphase eine Arbeitsgruppe zu suchen oder zu gründen.


Seid ihr Teil einer Arbeitsgruppe für Doktoranden? Worüber tauscht ihr euch aus? Wie oft trefft ihr euch?

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