Als ich vor drei Jahren diesen Blog gegründet habe, hatte ich bereits die ersten Interviews in Planung. Angefangen habe ich aber mit einem “Interview” meiner eigenen Person, das vor allem dazu dienen sollte, mich einmal vorzustellen. Damals war ich noch mitten in meiner Promotion und natürlich hat sich einiges Neues ergeben. Zum dreijährigen Jubiläum mache ich jetzt das gleiche Interview noch einmal, aber bewusst, ohne mir meine Antworten von damals noch einmal anzuschauen. Ich glaube, dass sich mein Blickwinkel auf manches doch geändert hat.

Zu welchem Thema hast Du promoviert?

Zur (europäischen) internationalen Zuständigkeit für Fälle mit multiplen Anknüpfungspunkten. Der vollständige Titel meiner Dissertation lautet “Das Prinzip der Konfliktkonzentration in der Brüssel Ia-VO – Begrenzte Klägerwahlrechte für Verträge und Delikte mit mehrfachem Ortsbezug”.

An welcher Hochschule?

An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Wann begann und endete Deine Promotionsphase? Vor oder nach dem Referendariat?

Mit der Themensuche habe ich im Sommer 2016 begonnen, final abgegeben habe ich im Sommer 2020. Die Dissertation wurde Ende 2021 veröffentlicht. Ich habe direkt nach dem ersten Staatsexamen promoviert und das Referendariat danach bzw. parallel zur Endphase der Promotionszeit (ab Dezember 2019) gemacht.

Was machst Du heute?

Derzeit arbeite ich übergangsweise als juristische Mitarbeiterin in einer Kanzlei, bis ich im Sommer mit einem LL.M. in den USA beginnen werde.

Wie lief Deine Promotion ab? Wann hast Du mit der Themensuche begonnen, wann hattest Du das Thema gefunden und festgelegt, wann hast Du Deine Schriftfassung final abgegeben, wann war die Disputatio/Rigorosum? Und welche wichtigen Zwischenschritte gab es dazwischen?

Ich habe parallel zu meinem letzten Schwerpunkt-Semester (Sommersemester 2016) bereits mit der Themensuche und der Suche nach einer betreuenden Person begonnen. Das Thema stand mehr oder weniger von Beginn der eigentlichen Promotionszeit (Herbst 2016) an fest. Im Frühjahr 2017 hatte ich ein ausführliches Exposé fertiggestellt. Im Winter 2018/2019 habe ich begonnen, die finale Fassung meiner Dissertation zu schreiben. Im Herbst 2019 habe ich meine Dissertation zum ersten Mal vor-abgegeben, im Frühjahr 2020 nach umfangreichen Umarbeitungen ein weiteres Mal. Im Sommer 2020 habe ich final abgegeben, Anfang 2021 war meine Disputatio und im Dezember 2021 wurde die Dissertation dann veröffentlicht.

Wie hast Du Deinen Doktorvater/Deine Doktormutter gefunden?

Ich kannte meinen Doktorvater bereits aus verschiedenen Vorlesungen und aus der Zusammenarbeit im Rahmen von Moot Courts. Aus diesen Erfahrungen heraus war ich mir recht sicher, dass es sowohl fachlich als auch menschlich gut passen würde. Ich wusste von Vornherein, dass ich im Bereich IPR oder IZVR promovieren wollte, und da mein Doktorvater wissenschaftlich unter anderem im (deutschen, europäischen und internationalen) Zivilverfahrens- und Insolvenzrecht tätig ist, passte ich mit einem IZVR-Themenvorschlag gut an seinen Lehrstuhl. Zuvor hatte ich mich schon mit einem anderen Professor unterhalten, bei dem ich auch Schwerpunktvorlesungen hatte und der thematisch auch sehr gut gepasst hätte. Mit ihm hat es aber aus verschiedenen Gründen nicht geklappt, worüber ich im Nachhinein sehr froh bin, weil ich sonst nicht an den Lehrstuhl meines Doktorvaters gekommen wäre.

Die “Bewerbung” war ein wenig ungewöhnlich, da mir eine Juniorprofessorin unerwartet eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft angeboten hatte. Da ich nicht wollte, dass diese Stelle ein Problem für die Promotion wird, habe ich im Vorstellungsgespräch angesprochen, dass ich erst mit meinem späteren Doktorvater sprechen wollte – den ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal angesprochen hatte. Um den Vorgang zu beschleunigen, hat die Juniorprofessorin kurzerhand selbst meinen späteren Doktorvater kontaktiert. Der “Bewerbungsprozess” bei meinem Doktorvater bestand dann im Wesentlichen aus einem sehr angenehmen und lockeren Gespräch, in dem wir nicht so sehr über das “ob”, sondern viel mehr darüber gesprochen haben, welches Thema es werden sollte und wie die Promotionszeit organisiert werden sollte (Stelle, Stipendium etc.). Dieses Gespräch hat mich auch sehr darin bestätigt, dass eine Promotion bei ihm eine gute Idee ist.

Wie bist Du auf Dein Thema gekommen? Wie sah die Ausgangsfassung Deines Themas aus und wie entwickelte es sich im Laufe der Promotion?

Das Thema hat sich aus einer Schwerpunktsvorlesung ergeben, in der wir mehrere EuGH-Urteile besprochen haben, die zur Grundlage meiner Dissertation wurden. In den EuGH-Urteilen ging es um verwandte Fragestellungen, die aber etwas unterschiedlich behandelt wurden, was mich nicht überzeugt hat. Da ich damals schon aktiv die Augen nach einem Dissertationsthema offen gehalten habe, habe ich es mir notiert und ein wenig recherchiert, bevor ich es meinem späteren Doktorvater vorgeschlagen habe.

Ursprünglich habe ich mich nur mit dem Erfüllungsortsgerichtsstand befasst, im Laufe der Zeit ergab sich aber, dass ich die parallele Problematik im Deliktsgerichtsstand ebenfalls behandeln wollte. Daraus haben sich dann diverse tiefgehende Folgen für meine Gliederung ergeben (hier ein ausführlicher Beitrag dazu). Außerdem hat sich erst im Laufe der Zeit ergeben, dass ich das Problem “prinzipienbasiert” angehen wollte, also die der Verordnung zugrundelegenden Prinzipien analysieren, um daraus Rückschlüsse zu ziehen.

Hast Du ein Exposé geschrieben? Wenn ja, was hat es Dir gebracht?

Ich habe ein ausführliches Exposé (20 Seiten) für die Bewerbung auf ein Promotionsstipendium geschrieben. Das hat dazu geführt, dass ich mich ganz am Anfang meiner Dissertationszeit einmal mit der Kernfragestellung meines Themas intensiv befasst habe, statt erst einmal darum herum zu lesen und es zu umkreisen, bevor ich mich in medias res gewagt habe. So hatte ich das (ursprüngliche) Kernthema von Anfang an sehr präsent. Auf die Recherche und meine Notizen zum Exposé konnte ich dann auch für das entsprechende Kapitel zurückgreifen. Außerdem war es sehr hilfreich, mir von Anfang an eine Gesamtgliederung zu überlegen und auch einen Zeitplan zu erstellen – zwei Maßnahmen, die ich jeder*m Doktoranden*in empfehlen würde.

Was fiel Dir bei der Recherche besonders schwer? Wie hast Du Literatur und Notizen verwaltet und organisiert? Hast du irgendwelche Tipps?

Mir fiel es zum Teil schwer, mich auf das Kernthema zu beschränken. Zum Teil war es sicher sehr hilfreich, auch mal links und rechts zu lesen, besonders, wenn ich mich mit Normen beschäftigt habe, die ich vorher nicht oder nur ganz grob kannte. Häufig habe ich mich in der Recherche aber dann doch verzettelt und sehr viel gelesen, was gar nicht relevant war. Im Nachhinein hätte ich da früher aufhören sollen, zu lesen und mir lieber nur eine kurze Notiz gemacht, damit ich bei Bedarf wieder einsteigen kann. Zum Beispiel habe ich mehrere Wochen damit verbracht, mich mit Begriffen und Problemen des Transportrechts zu beschäftigen, obwohl Transportverträge nur eine von vielen Fallgruppen sind, in denen mein Thema relevant wird. Rückblickend vermute ich, dass mir das auch damals schon klar war, ich habe mein Gefühl aber nicht ernst genommen.

Literatur habe ich mit Citavi verwaltet – dazu habe ich schon eine ausführliche Reihe geschrieben. Unabhängig davon, wie man die Literaturverwaltung ausgestaltet, ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich gleich von Beginn an ein System zu überlegen. Dafür kann man ruhig ein paar Stunden investieren und sich auch einmal überlegen, was in der Seminararbeit oder bei anderen Hausarbeiten gut funktioniert hat und warum.

Wie lief das Schreiben bei Dir ab? Hast Du von Anfang an geschrieben oder erst nach Abschluss der Recherche? Hast Du Tipps und Ratschläge zum Schreiben?

Ich habe eigentlich von Anfang an geschrieben. Ich bin vom Typ her einfach so, dass ich ganz viel “beim Schreiben denke“. Damit die Erkenntnisse der Recherche nicht wieder verloren gehen, muss ich sie also bald verschriftlichen. Für mich hat das am besten so funktioniert, dass ich nicht nur Notizen verfasst habe (die ohnehin extrem ausführlich geworden wären, so wie ich mich kenne), sondern gleich Abschnitte oder Kapitel für die Dissertation geschrieben habe. Meistens habe ich mich einige Tage in einen Themenblock eingelesen und irgendwann das Gefühl bekommen, mit dem Schreiben anfangen zu wollen, um meine Gedanken zu sortieren. Ich habe dann innerhalb einer groben Gliederung für das Kapitel erst mal mit noch vielen Platzhaltern und Kommentaren einfach runtergeschrieben, was mir einfiel, und das beim weiteren Recherchieren parallel immer weiter aufgefüllt, umgeschrieben und ergänzt. Direkt beim Schreiben oder jedenfalls sehr zeitnah habe ich auch schon (umfangreiche) Fußnoten eingefügt.

Für mich war das eine gute Methode, aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich große Teile des so entstandenen Texts (mindestens 80%) nicht wirklich in der Dissertation verwendet habe. Das hing zum Teil mit meinem Thema und seiner Veränderung zusammen, zum Teil auch damit, dass der Text, den ich anfangs geschrieben habe, stilistisch noch nicht wirklich wissenschaftlich (sondern eher lehrbuchartig) war. Wenn man so will, waren diese Texte also doch mehr ausformulierte Notizen, was mir irgendwann auch beim Schreiben klar war. Da ich aber beim Schreiben denke (und außerdem sehr schnell schreiben und tippen kann), war das in Ordnung für mich.

Die eigentliche Dissertation habe ich dann innerhalb von wenigen Monaten am Ende der Promotionszeit geschrieben. Dass das so schnell ging, lag einerseits daran, dass ich die viele Recherche durch mein vorheriges Schreiben gut sortiert und strukturiert präsent hatte und schnell nachschlagen konnte, andererseits hatte ich in der bisherigen Promotionszeit auch das Schreiben geübt, sodass ich auch schnell Text produzieren konnte.

Ich würde meine “Methode” insgesamt nicht zur Nachahmung empfehlen, auch wenn sie für mich gut funktioniert hat (manchmal aber auch frustrierend war). Wichtig ist meiner Meinung nach vor allem, dass man einen Weg findet, der für einen selbst gut funktioniert – auch wenn der etwas ungewöhnlich aussieht, wie bei mir.

Welche Überarbeitungsschritte waren für Dich am Wichtigsten? Hattest Du Korrektur-Leser?

Ich habe die einzelnen Kapitel immer sofort nach Abschluss erst inhaltlich und dann sprachlich überarbeitet und anschließend verschiedenen Korrekturleser*innen geschickt. Das waren inhaltlich vor allem mein Freund (ebenfalls Jurist) und eine Freundin, die zu einem ähnlichen Thema promovierte. Ein besonders wichtiges Kapitel habe ich auch meiner Mentorin geschickt. Das Feedback dieser Personen war wirklich extrem hilfreich für mich, um deutlicher und verständlicher zu machen, was ich eigentlich jeweils meinte. Für die sprachliche Überarbeitung haben dann meine Eltern (keine Juristen) noch einmal alles gelesen. Ganz besonders wichtig war aber auch das Feedback meines Doktorvaters nach der Vorabgabe, das dazu führte, dass ich meine Gliederung noch einmal in großen Teilen verändert und auch viel Text (nochmal) neu geschrieben habe. Das war zuerst eine frustrierende Erfahrung, hat der Dissertation aber unheimlich gut getan.

Wie hast Du Dich auf die Disputatio vorbereitet? Wie hast Du die Thesen ausgewählt? Wie verlief die Disputatio und die Diskussion?

Da sowohl mein Doktorvater als auch der Zweitgutachter Ihre Voten dankenswerterweise sehr schnell erstellt haben, lagen zwischen der finalen Abgabe meiner Dissertation und der Disputatio nur wenige Monate, sodass sich inhaltlich nicht viel Neues ergeben hat. Für mich war daher das Wichtigste, den Kern meiner Dissertation herauszufiltern und verständlich zu machen. Dabei hat mir geholfen, dass ich als letztes Kapitel schon ganz klare Thesen herausgearbeitet hatte, aus denen ich die Wichtigsten aussuchen konnte. Dafür habe ich die von mir erarbeitete Lösung genommen und mir überlegt, welche Argumentationsschritte die überzeugendsten und wichtigsten sind – und auch, welche man mündlich in der kurzen Zeit überhaupt sinnvoll darstellen kann.

In der Vorbereitung war für mich sehr hilfreich, dass ich die Disputatio mehrfach geübt habe, zunächst allein, dann vor Freunden, die zwar Jurist*innen, sonst aber fachfremd waren. Außerdem hatte ich das Glück, in dieser Zeit meine Verwaltungsstation in genau dem passenden Dezernat der Europäischen Kommission zu machen und durfte dort auch meine Disputatio (dann allerdings auf Englisch) üben. Alle Übungs-Vorträge haben mir ein paar Impulse zum Nachbessern und Zeitmanagement gebracht, vor allem habe ich durch sie Sicherheit für die eigentliche Disputatio gewonnen.

Dis Disputatio sowie die anschließende Diskussion habe ich als sehr angenehm empfunden. Pandemiebedingt konnte sie leider nur per Zoom stattfinden, die Atmosphäre war aber sehr entspannt. Das Gespräch nach meinem Vortrag hatte zwar zum Teil auch kritische Fragen, insgesamt fühlte es sich aber nicht wie eine Prüfung an, sondern eher wie eine angeregte Diskussion auf hohem Niveau. Die Fragen haben sich nur zum Teil damit gedeckt, was in den Gutachten schon angesprochen war, ich hatte aber auch nicht das Gefühl, spontan eine “perfekte” Antwort liefern zu müssen, sondern es reichte aus, dass ich irgendwie sinnvoll antworten konnte. Insgesamt war die Disputatio für mich eine sehr schöne Erfahrung.

Wie lange hat es von der Disputatio zur Veröffentlichung gedauert? Wie verlief der Veröffentlichungsprozess? Hast Du im Anschluss deine Dissertation vermarktet? Wie?

Nach der Disputatio habe ich – durch Vermittlung meines Doktorvaters – ziemlich direkt eine Zusage für die Veröffentlichung bekommen. Danach habe ich einige Monate gebraucht um parallel mit den Vorbereitungen aufs zweite Staatsexamen die Dissertation zu aktualisieren, an Verlagsvorgaben anzupassen und mich um Druckkostenzuschüsse zu bemühen. Deshalb hat es insgesamt fast ein Jahr gedauert, bis sie veröffentlicht war. Im engeren Sinne vermarktet habe ich die Dissertation nicht.

Wie hast Du Dich motiviert, an der Stange zu bleiben? Was hat Dir in schweren Zeiten, bei Zweifeln etc. geholfen?

Für mich waren zwei Aspekte besonders wichtig, um mich zu motivieren. Zum einen war ich mir nicht nur früh sicher, dass ich promovieren wollte, sondern spielte auch schon während des Studiums mit dem Gedanken, eine wissenschaftliche Karriere anzustreben. Dieser Wunsch hat sich mehr und mehr verfestigt und dafür ist eine Promotion unerlässlich. Ein Grund für meinen Wunsch nach einer wissenschaftlichen Karriere ist, dass mir wissenschaftliche Arbeit insgesamt Spaß macht. Ich mag es, mich vertieft in ganz spezielle Probleme einzudenken und so lange weiterzulesen und zu argumentieren, bis ich eine für mich befriedigende Lösung gefunden habe. Mich daran zu erinnern, dass mir Wissenschaft insgesamt gefällt, hat mir geholfen, über die Phasen hinwegzukommen, in denen ich frustriert war oder Teilaspekte bearbeitet habe, die mir nicht so sehr liegen. Der andere große Motivationsfaktor war mein Dissertationsthema. Ich finde die Problemstellung nach wie vor unheimlich interessant und es ist auch praktisch relevant, deshalb wollte ich einfach eine gute Lösung dafür entwickeln. Das Thema hat mir außerdem viel Raum für Kreativität gelassen, die ich ausnutzen konnte, was ebenfalls hilfreich war.

Abseits von solchen inneren Gründen hilft es mir immer, darüber zu reden – sei es über inhaltliche oder organisatorische Aspekte. Ich habe immer wieder mit Freunden und Familie gesprochen, auch mal ein wenig gejammert und viel einfach berichtet. Ich habe mir immer wieder Ratschläge von meinem Doktorvater und anderen Mentor*innen geholt. Manchmal hat es mir auch neue Motivation gegeben, mich kurzzeitig mit anderen Dingen zu beschäftigen, sei es Arbeit am Lehrstuhl, Urteilsanmerkungen, ein Vortrag auf einer Nachwuchstagung, dieser Blog oder auch private Projekte, die für eine Zeit lang mehr Raum eingenommen haben. Auf diese Weise konnte ich mit etwas Abstand und neuer Lust an die Dissertation rangehen. Durch meine Arbeitsplanung, zum Beispiel eine feste Dissertationsstunde habe ich dabei aber nie den Anschluss an das Diss-Thema verloren.

Hattest Du irgendein Forum für Austausch mit anderen Doktorand*innen? Eine Arbeitsgruppe?

Ich habe mich in vielfältiger Weise mit anderen Doktorand*innen ausgetauscht. Zum einen habe ich mit Freunden, die zeitgleich in Jura promoviert haben, einen regelmäßigen “Doktorandentreff” veranstaltet. Wir haben uns alle paar Wochen getroffen, darüber berichtet, was wir seit dem letzten Treffen geschafft hatten, Probleme besprochen und uns Ziele für die kommenden Wochen gesetzt. Dieser regelmäßige Austausch hat sehr geholfen, mich nicht alleine zu fühlen mit meinen Problemen.

In etwas größerem Rahmen habe ich die zivilrechtliche Promovierendengruppe der Fakultät organisieret, wo wir zum einen unsere Themen vorgestellt haben, zum anderen aber auch informell ausgetauscht haben. Dazu kam noch der Austausch mit Lehrstuhlkolleg*innen und im Rahmen des Justitia-Programms der Fakultät. Außerdem habe ich mich auch intensiv mit einer Freundin ausgetauscht, die in Theologie promoviert hat. Das war ebenfalls sehr motivierend und auch spannend zu sehen, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es fächerübergreifend gibt.

Wie hast du Deine Promotionsphase finanziert? Was waren die Vor- oder Nachteile?

In den ersten Monaten meiner Promotionszeit habe ich an einem anderen Lehrstuhl gearbeitet, was mir neben der Finanzierung vor allem Kontakt zu einer weiteren Professorin gebracht hat, von dem ich bis heute sehr profitiere. Anschließend habe ich am Lehrstuhl meines Doktorvaters als Wissenschaftliche Mitarbeiterin gearbeitet. Das war sehr hilfreich, weil der Zugang zu meinem Doktorvater so sehr erleichtert wurde. Außerdem hatte ich dort auch Lehrverpflichtungen, was für mich eine wirklich bereichernde Erfahrung war und eine gute Übung für meine geplante wissenschaftliche Karriere. Etwa ein Jahr nach Beginn meiner Promotion habe ich ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes erhalten und von da aus nur noch eine Viertelstelle gehabt. Das war für mich die perfekte Mischung: Kontakt zum Lehrstuhl und spannende Aufgaben, aber genug Zeit für die Arbeit an der Dissertation. Dazu muss man aber auch sagen, dass am Lehrstuhl meines Doktorvaters die Arbeitsverteilung sehr fair war und ich auch tatsächlich nur so viele Aufgaben bekommen habe, dass ich sie in der vorgegebenen Arbeitszeit schaffen konnte – das ist leider nicht an allen Lehrstühlen so.

Hast Du einen Forschungsaufenthalt oder Ähnliches gemacht? Wo? Und was hat es Dir gebracht?

Ich habe ein weiteres Stipendium für einen Forschungsaufenthalt am Max Planck Institut für Internationales Prozessrecht in Luxemburg bekommen. Die Zeit am Institut war unheimlich spannend, weil ich hier noch einmal eine neue Form des Austauschs mit internationalen Wissenschaftler*innen gefunden habe und an vielen interessanten Veranstaltungen teilnehmen konnte. Gerade der Blick darauf, wie Rechtswissenschaft in anderen Ländern betrieben wird, war extrem spannend. Außerdem hatte ich am Institut auch deutlich besseren Zugriff auf internationale Literatur, die für eine Dissertation im europäischen Recht sehr hilfreich war. Schließlich hatte ich am Max Planck Institut auch die Möglichkeit, mein eigenes Forschungsprojekt in einem Vortrag vorzustellen. Einen Vortrag über mein Thema zu halten und das anschließende Feedback haben mir sehr viele neue Ideen und ein besseres Gefühl für das Gesamtthema gegeben, was unheimlich wertvoll war.

Wenn Du Dir selbst früher oder heute anfangenden Doktorand*innen drei Tipps bzw. Ratschläge geben könntest – welche wären das?

Ich finde es sehr schwer, mich auf drei zu beschränken (ein Grund, warum ich diesen Blog ins Leben gerufen habe), aber meine drei wichtigsten sind:

  1. Such Dir ein Thema für das Du Dich wirklich interessierst.
  2. Lass Dir nicht vorschreiben, wie Du Deine Arbeit organisieren musst. Hör dir Tipps an, aber nutze am Ende das, was für Dich und Deine Arbeitsweise richtig ist. Am Ende zählt der Inhalt deiner Dissertation und nichts anderes.
  3. Finde Menschen, mit denen Du Dich austauschen kannst und scheu Dich nicht davor, auch Probleme offen zu besprechen.

Was hat Dir der Doktortitel und/oder die Promotionsphase als solche persönlich und beruflich gebracht? Was hast du in der Zeit neben dem Fachlichen gelernt? Inwiefern profitierst Du heute noch davon? Würdest Du Dich wieder für eine Promotion entscheiden? Was würdest Du wieder so machen, was ändern?

Die drei Jahre Promotionszeit waren eine wunderbare Zeit, in der ich auch privat sehr viel erleben konnte. Das wäre neben dem Referendariat oder einem Vollzeitjob so sicher nicht möglich gewesen. Ich habe dabei auch ganz viel über mich und darüber, wie ich leben und arbeiten möchte, gelernt. Aus meiner Promotion ziehe ich auch sehr viel Selbstbewusstsein: ich weiß, dass ich große Projekte erfolgreich angehen kann, ich weiß, wie ich mich organisieren kann und ich weiß, dass ich fachlich etwas zu sagen habe. Ich glaube, durch dieses Selbstbewusstsein trete ich ganz anders auf. Ehrlich überrascht hat mich, wie viel mir der Doktortitel dann doch bedeutet. Wenn ich irgendwo meinen Namen mit Doktortitel sehe, werde ich immer ein klein wenig stolz. Vorher hätte ich eher gedacht, dass mir der Titel selbst völlig egal sein würde.

Ich würde mich immer wieder für eine Promotion entscheiden. Gut war, dass ich dadurch, dass ich vorher schon an einem Lehrstuhl gearbeitet habe, schon ganz gut einschätzen konnte, wie schwierig eine Promotion werden kann – trotzdem habe ich es vermutlich anfangs unterschätzt, wie zäh die einzelnen Arbeitsschritte manchmal sein können. Wenn ich noch einmal promovieren würde, würde ich versuchen, schneller Literatur und Urteile wegzulegen, die nicht mein eigentliches Kernthema betreffen. Aber ich weiß auch nicht, ob ich diese Erfahrungen brauchte, um überhaupt zu erkennen, was relevant ist.