In den letzten Wochen habe ich euch die wichtigsten Funktionen von Citavi gezeigt und erklärt. Heute möchte ich euch vorstellen, wie ich persönlich bei der Arbeit mit Citavi vorgegangen bin. Natürlich wie immer nicht mit dem Anspruch, den einen richtigen Weg gefunden zu haben, sondern in der Hoffnung, Inspiration für euch zu bieten, euren eigenen Weg zu gestalten.

Die hier beschriebene Arbeitsweise habe ich nach dem Erstellen des Exposés jeweils für die einzelnen Kapitel und teilweise auch Unterkapitel meiner Dissertation angewendet. Mein Thema hatte – in der damaligen Fassung – den Vorteil, dass es sich sehr gut und trennscharf in einzelne Abschnitte untergliedern und danach recherchieren ließ, weshalb sich diese Arbeitsweise für mich besonders anbot. Letztlich kann man sie aber mit einigen Anpassungen wohl auf alle Themen übertragen.

Schritt 1: erste Annäherung an das Thema

Wenn ich mir ein bestimmtes Thema vorgenommen habe, war mein erster Schritt, wichtige Quellen zu lesen, die mir einen Überblick gegeben haben. Dafür bieten sich häufig Kommentare oder Lehrbücher an, weil sie in der Regel nicht zu detailliert sind, aber alle wichtigen Aspekte erfassen. In meinem Fall habe ich daher immer zwei oder drei der wichtigsten Kommentare gelesen, und hatte so in der Regel innerhalb eines Tages eine Idee von der jeweiligen Norm und den wichtigsten, für mein Thema interessanten Aspekte. Meist habe ich für jeden dieser Aspekte eine Unterkategorie bei Citavi eingerichtet, Oberkategorie war die Norm oder das Kapitel als solches.

Schritt 2: Literaturrecherche

Parallel zur ersten Annäherung an das jeweilige Thema habe ich die Literatur gesammelt, die mir relevant erschien. Dabei habe ich vor allem die Listen am Anfang der jeweiligen Kommentierung durchgearbeitet, aber auch entsprechende Stichwörter in den Bibliothekskatalog und diverse Datenbanken eingegeben. Außerdem habe ich die passenden Urteile des EuGH gesammelt und alle Anmerkungen, die ich dazu in mir verständlichen Sprachen finden konnte, aufgenommen.

All diese Literatur habe ich erst einmal in Citavi aufgenommen, der Gruppe für das Thema und der (Unter-)Kategorie für den konkreten Themenaspekt zugewiesen. Aus der Gruppe, in der zum Teil auch schon Literatur war, die ich bei der Arbeit an anderen Themen bereits gesehen und notiert hatte, habe ich mich dann eine Literaturliste als Tabelle ausgeben lassen, wobei eine wichtige Spalte die Standorte waren, damit ich die Tabelle nach Bibliotheken sortieren konnte. Denn im nächsten Schritt habe ich erst einmal alle Literatur zusammengesucht, aus Online-Quellen heruntergeladen, Aufsätze und Sammelbandbeiträge gescannt und Monografien ausgeliehen, soweit das möglich war.

Schritt 3: Literatur sortieren und priorisieren

Die Literaturliste war häufig mehrere hundert Quellen stark. Nachdem ich alles zusammengesucht hatte, musste ich die Literatur erst einmal sortieren. Dafür habe ich, wenn möglich die Quellen aus einzelnen Unterkategorien beiseite gelegt. Das ging nicht immer, weil sich nicht immer trennscharfe Grenzen ziehen ließen.

Innerhalb der einzelnen Kategorien oder in Bezug auf die gesamte Gruppe bin ich grob chronologisch vorgegangen. Das bedeutete, dass ich mir zunächst chronologisch sortierte Literaturliste habe ausgeben lassen. Darauf habe ich mir dann alle Urteile mit den zugehörigen Anmerkungen markiert. Da ich zu einem europarechtlichen Thema promoviere, für das EuGH-Entscheidungen besonders wichtig sind, waren das für mich die Fixpunkte und die Quellen, die ich in jedem Fall intensiv bearbeitet habe. Daher habe ich auch die übrigen Quellen dann chronologisch passend gelesen, je nachdem, ob sie ein bestimmtes wichtiges Urteil des EuGH schon berücksichtigt haben oder nicht.

Da ich in der Regel viel zu viele Quellen hatte, habe ich die Quellen, die sich dem ersten Anschein nach nur kurz oder oberflächlich mit den für mich interessanten Aspekten befassen, erst einmal beiseite gelegt. Wenn sich im Laufe der Zeit meine Einschätzung verändert hatte, zum Beispiel weil die Quellen immer wieder zitiert wurden, oder ich meinem Zeitplan voraus war, bin ich zurückgegangen und habe auch diese Quellen noch gelesen.

Schritt 4: Literatur lesen und Wissenselemente anlegen

Schritt 4 ist der zeitintensivste Schritt, denn in diesem Schritt habe ich die gesamte Literatur gelesen und alles Wichtige als Zitat abgetippt oder kopiert. Die Wissenselemente habe ich teilweise nur in die bereits zuvor gebildeten Unterkategorien eingeordnet, teilweise neue Unterkategorien für sie hinzugefügt. Wenn ich über Aspekte gestolpert bin, die für spätere oder frühere Themen relevant sind, habe ich entsprechende Wissenselemente in einer (Unter-)Kategorie “Ergänzungen Thema X” gespeichert oder, wenn es dafür zu umfassend war, die Quelle in die entsprechende Gruppe eingefügt, um sie später im Hinblick auf diesen Aspekt noch einmal neu zu bearbeiten. Am Ende von Schritt 4 habe ich vor dem Hintergrund meines neuen Wissens auch noch einmal die Kommentare aus Schritt 1 aufmerksam gelesen.

Wenn ich beim Lesen auf wichtige neue Literatur gestoßen bin, habe ich diese in der Regel erst mal nur in eine neue Gruppe aufgenommen um dann später Schritte 2 bis 4 zu wiederholen. Das hatte den Vorteil, dass ich nicht ständig wieder durch diverse Bibliotheken gelaufen bin, um einzelne Quellen zu finden, sondern sie immer gesammelt suchen konnte.

Schritt 5: Feingliederung

Meist schon während ich die Literatur gelesen habe, habe ich eine Feingliederung für das entsprechende Kapitel erarbeitet, der ich die Citavi-Kategorien angepasst habe. Diese Feingliederung hat sich im Laufe von Schritt 4 einige Male verändert und wurde immer detaillierter.

Die folgenden Schritte 6 bis 8 bauen dann auf der Feingliederung auf. Ich habe sie jeweils für jeden größeren Gliederungspunkt separat abgearbeitet.

Schritt 6: Wissenselemente sichten und sortieren

Nach dem Lesen aller Quellen und dem Erstellen der Feingliederung bin ich die Wissenselemente der einzelnen Kategorien durchgegangen. Meist musste ich einige Wissenselemente dafür neu einsortieren, weil sich die Kategorisierung im Laufe der Zeit verändert hatte. Innerhalb einzelne Kategorien habe ich häufig auch Überschriften angelegt und die Reihenfolge der Wissenselemente innerhalb der Kategorie verändert, damit zum Beispiel ähnliche Argumente beieinander stehen.

Schritt 7: Rohfassung schreiben

Das Durchgehen der Wissenselemente dient für mich aber nicht nur dem Sortieren, sondern auch dazu mir noch einmal einen gesamten Überblick über diesen konkreten Aspekt innerhalb weniger Stunden zu verschaffen. Mit diesem Gesamtüberblick konnte ich dann den Text zu diesem Gliederungspunkt runterschreiben, ohne zu häufig noch einmal nach Details zu schauen. Mir fällt es wesentlich leichter, so “im Fluss” zu schreiben und dann gegebenenfalls einzelne Punkte nachzubessern.

Schritt 8: Nachweise einfügen und Details ergänzen

Um die Details habe ich mich dann in Schritt 8 gekümmert. Ab diesem Schritt habe ich das Citavi-Word-Add-In genutzt um die jeweils relevanten Wissenselemente auf einen Blick sehen und nacheinander abarbeiten zu können. Dabei habe ich nicht nur die Fußnoten gefüllt, sondern auch immer wieder Formulierungen geändert, Details hinzugefügt und manchmal auch größere Absätze neu geschrieben, um einzelne Aspekte noch anders oder besser darzustellen. In der Regel konnte ich aber mithilfe des Citavi-Add-Ins die einzelnen Elemente nacheinander abarbeiten.

Schritt 9: Nach-Recherchieren

Sind mir beim Schreiben oder beim Nachweise einfügen noch Punkte aufgefallen, für die ich keine Belege hatte oder bei denen ich mir inhaltlich nicht sicher war, habe ich diese markiert und im Anschluss noch nach-recherchiert. In seltenen Fällen musste ich für diesen Punkt dann noch einmal bei Schritt 2 anfangen, meistens war es damit getan, in die wichtigsten Kommentare zu schauen und ein bis zwei weitere Quellen zu lesen. Die Wissenselemente, die hierbei neu entstanden sind, habe ich meist in einer eigenen Unterkategorie (zB “Neu zu Thema X”) eingefügt und zusätzlich noch zu der jeweiligen Kategorie, die dem entsprechenden Gliederungspunkt entsprach. Hierdurch konnte ich im Citavi-Word-Add-In in der neuen Kategorie nur die neuen Elemente auf einen Blick sehen und schnell einfügen, gleichzeitig waren sie für spätere Benutzung gleich richtig einsortiert.

Schritt 10: Überarbeiten und Weiterverwenden

Im Laufe der Zeit habe ich natürlich sämtliche Kapitel mehrfach überarbeitet. Dabei war es sehr hilfreich, wenn ich mit einem Klick in Citavi das entsprechende Wissenselement aus den Fußnoten noch einmal aufrufen und mir den genauen Wortlaut in Erinnerung rufen konnte. Mithilfe der “Ergänzungen für Kapitel X”-Kategorien konnte ich außerdem neue Erkenntnisse oder weitere Fundstellen sehr schnell und unkompliziert einbauen. Das war auch etwas, was ich mitunter zwischendurch gemacht habe, wenn ich das Gefühl hatte, etwas Pause von dem aktuellen Thema zu brauchen.

Manchmal brauchte ich Elemente aus einem alten Kapitel noch einmal. Je besser und detaillierter ich die Wissenselemente für das alte Kapitel sortiert und untergliedert hatte, desto leichter fiel es mir dann jeweils, mich wieder einzuarbeiten und die neuen Texte zu schreiben und mit Fußnoten zu belegen.

Hier geht es zu allen Citavi-Teilen:
Teil 1 – Überblick
Teil 2 – Literatur erfassen und verwalten
Teil 3 – Wissen und Zitate organisieren
Teil 4 – Zitieren mit Citavi
Teil 5 – Weitere Funktionen
Teil 6 – Meine persönliche Arbeitsweise mit Citavi

2 Replies to “Meine persönliche Arbeitsweise mit Citavi (Citavi Teil 6/6)”

  1. Super interessant, diese Artikelserie zu Citavi. Sehr inspirierend, danke dafür!

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