Wie hast Du Deine*n Betreuer*in gefunden?

Janett Bachmann: Es stand für mich immer fest, dass – wenn ich dann promoviere – es definitiv im Zivilrecht sein würde. Da meine Alma Mater eher zu den kleineren Universitäten zählt, war meine Doktormutter schnell gefunden. Eine externe Promotion kam für mich nicht in Frage. Wenn man seine Doktormutter/seinen Doktorvater bereits aus der Vorlesung oder einem Seminar kennt, ist es mitunter einfacher in der Kommunikation und vielleicht auch in der Betreuung.


Felix Berner: Ich war bereits zuvor studentische Hilfskraft am Lehrstuhl meines Doktorvaters.


Christopher Czimek: In meinem Fall muss man wohl davon sprechen, dass mein Doktorvater mich gefunden hat. Jedenfalls musste ich nicht auf Suche nach ihm gehen:

Im Januar 2016 war die mündliche Prüfung meines ersten Staatsexamens und mein späterer Doktorvater war Vorsitzender Prüfer der Kommission. Ich hatte während der Strafrechtsprüfung bereits das Gefühl, dass mir die Fragen gut lagen und ich mich gut präsentierte. Wenige Wochen nach der Prüfung erhielt ich dann eine Mail vom Lehrstuhl von Prof. Kindhäuser, in der mir eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter verbunden mit der Möglichkeit zur Promotion angeboten wurde. Er habe eine solche zu besetzen und ich sei ihm aus der Prüfung positiv in Erinnerung geblieben. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich auch erstmalig gedanklich mit dem Thema Promotion befasst. Dies war für mich eine mehr als nur glückliche Fügung.


Anna Maria Ernst: Ich habe seit dem 2. Semester bei meinem späteren Doktorvater als studentische Hilfskraft gearbeitet. Nach dem 1. Examen war ich begleitend zu meiner Promotion an seinem Lehrstuhl als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.


Anton Geier: Meinen Doktorvater, Professor Dr. Dennis Solomon, habe ich schon als studentische Hilfskraft an der Universität Tübingen kennengelernt. Anlass war meine Teilnahme am von ihm betreuten Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot, der mein Interesse am internationalen Privat- und Verfahrensrecht geweckt hat. Nach seinem Wechsel nach Passau – und nachdem ich ein Auslandsjahr in Frankreich verbracht und mein erstes Examen abgelegt hatte – bin ich ihm dorthin gefolgt. Es war mir wichtig, dass ich während der Promotion bei meinem Doktorvater arbeite und außerdem Lehraufgaben wahrnehmen kann.


Susanne Gössl: Ich war in der glücklichen Position, gleich zwei potenzielle Betreuer zur Wahl zu haben, nämlich meinen langjährigen Chef am Institut für Medienrecht, an dem ich studentische Hilfskraft war, und den Betreuer meiner Schwerpunktarbeit, Herrn Professor Mansel. Am Ende habe ich mich für letzteren entschieden, weil für mich seit meiner ersten Vorlesung im IPR klar war, dass in diesem Gebiet mein Herz liegt (fachlich) und ich eine kollisionsrechtliche Arbeit schreiben wollte.


Nadja Harraschain: Ich kannte meine Doktormutter bereits durch meine Teilnahme am Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot während meiner Studienzeit. Ich habe den Vis Moot während meines Studiums als Teilnehmerin und als Coach der Universität Freiburg zweimal durchlaufen. Meine Doktormutter ist dort jedem ein Begriff, weil sie Mitherausgeberin des Kommentars zum UN-Kaufrecht ist, an zahlreichen Pre-Moots teilnimmt und häufig eine der Schiedsrichter*innen in den Finalrunden ist. In dieser Zeit waren wir uns schon mehrfach begegnet, etwa als sie mich im Halbfinale im Hongkonger Wettbewerb geschiedst hat.

In Betracht gezogen habe ich sie aber erst, nachdem ich den Tipp von einem Freund erhalten hatte. Ich hatte zu der Zeit mehrere Angebote von Professoren bekommen bei ihnen zu promovieren, aber keiner von ihnen hatte nennenswerte Erfahrungen im Schiedsverfahrensrecht. Ich wollte aber meine Kenntnisse im Schiedsverfahrensrecht erweitern und auf Englisch promovieren. Als ich besagtem Freund davon erzählte, der damals für sie arbeitete, brachte er sie ins Spiel. Daraufhin habe ich mich eigeninitiativ bei ihr beworben.

Für die Bewerbung bin ich mit einem klassischen Motivationsschreiben und meinem CV per E-Mail an sie herangetreten. In dem Motivationsschreiben habe ich mein Interesse an dem von mir ausgewählten Rechtsgebiet, mein Interesse an einer Promotion und an einer Betreuung durch sie begründet. Außerdem habe ich einige vorläufige Themenvorschläge eingearbeitet.


Scarlett Jansen: Ich habe mich bei meinen späteren Doktorvater Prof. Böse bereits im zweiten Semester als studentische Hilfskraft beworben und war seither bei ihm tätig. Dadurch kam ich schon früh in Kontakt mit Doktoranden und habe letztlich aus deshalb überhaupt schon früh über eine Dissertation nachgedacht. Da mich das Strafrecht immer noch am meisten interessierte und ich die sehr guten Bedingungen am Lehrstuhl von  Prof. Böse kannte , lag es für mich auf der Hand, dass ich – wenn ich dafür geeignet wäre und er mich betreuen möchte – bei ihm promovieren wollte.


Andreas Krebs: Mein Doktorvater war zugleich der Prüfer meiner Seminararbeit. Ich habe ihn einfach angeschrieben und nachgefragt. Daraufhin habe ich meine Idee vorgestellt, ein Exposé eingereicht und die ganze Sache nahm ihren Lauf.


Verena Roder-Hießerich: Der Kontakt war hergestellt, da ich freiwillig eine Seminararbeit bei ihm geschrieben hatte (zur Probe), die sehr gut bewertet wurde. Außerdem hatte mich mein ehemaliger Chef, Prof. Dr. Zimmer, im Gespräch über mögliche Promotionsthemen an Prof. Dr. Leistner verwiesen, da ich mich eher für den europäischen Blickwinkel interessiert hatte (damals: Verbraucherleitbild).


Anne Sanders: Auf einer Sommerakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ich war im dritten Semester und fand in ihr mein großes Vorbild. Nachdem ich sie kennengelernt hatte, war mir klar, dass ich bei ihr promovieren und in die Wissenschaft gehen wollte.


Mareike Schmidt: Letztlich habe ich meine Doktormutter über den Willem C. Vis Moot gefunden. Jeder Person, die daran teilgenommen hat, ist Frau Prof. Schwenzer ein Begriff. Als ich dann im Jahr 2008 in Peking meinen LL.M. machte und das Team meiner dortigen Universität für den Vis Moot coachte, habe ich an einer Tagung des CISG Advisory Council in Wuhan teilgenommen, auf der ich meine spätere Doktormutter persönlich kennenlernte. Von da bis zum Antritt meiner Stelle bei ihr in Basel brauchte es dann noch ein bisschen Zufall, etwas Mut von meiner und ein beherztes Vorgehen von ihrer Seite

[Konkret habe ich] ihr “einfach” eine Mail geschrieben. Dabei ging es mir gar nicht darum, mich bei ihr zu bewerben. Vielmehr stand nach meinem China-Aufenthalt eine Tour zu mehreren potenziellen Promotionsstellen bzw. Vorstellungsgesprächen in Deutschland an. Deren letzte Station war in Freiburg und ich hatte daher einen Rückflug von Basel aus gebucht. Da ich fand, ich könnte guten Rat gebrauchen, und ja sozusagen bei ihr vorbei kam, habe ich ihr also die Situation geschildert und gefragt, ob ich für ein Gespräch vorbeikommen könnte. Ich glaube, ich habe noch hinzugefügt, dass sie ja wohl ohnehin keine weiteren Mitarbeiter:innen bräuchte, da sie zu der Zeit mindestens 10 Wiss Mits hatte… 


Sabine Vianden: Ich habe vorher als studentische Hilfskraft an dem Lehrstuhl meines Doktorvaters gearbeitet.


Rick Sprotte: Meine Doktormutter habe ich eher indirekt gefunden, über den Weg der Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Ich hatte den zivilrechtlichen Teil meines Schwerpunktes komplett bei ihr absolviert. Daher kannten wir uns bereits. Pünktlich zum Ende meines Studiums, hatte sie dann eine freie Stelle als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in an ihrem Lehrstuhl für ein umfassendes Buchprojekte zu besetzen. Diese Stelle war mit der Möglichkeit der Promotion verknüpft, das sagte sie mir auch direkt im Vorstellungsgespräch.


Anonym: Ich habe zuerst bei dem Professor versucht zu promovieren, bei dem ich die Seminararbeit im Schwerpunkt geschrieben hatte. Sein Forschungsschwerpunkt gefiel mir und ich dachte, da das Seminar sehr gut gelaufen war, wäre das eine gute Idee. Eigentlich wollte der Professor nur Promovenden haben, die ein Gut in einer Seminararbeit bei ihm hatten. Das wurde mir im ersten Gespräch mitgeteilt. Der Professor sagte, ich hätte zwar nur ein VB in der Seminararbeit gehabt, aber er hätte sich die Arbeit nochmal angeschaut und würde jetzt rückblickend sagen, dass ich doch wenigstens ein Gut verdient gehabt hätte, sodass er mich zum Gespräch eingeladen hätte und ich bei ihm promovieren könnte. Er hatte ein DFG Projekt, in dessen Rahmen ich versucht habe, ein Thema für mich auszuloten.

Als wir in einem nächsten Gespräch ein paar Wochen später über meinen Vorschlag sprachen, wurde mir gesagt, dass ich keinen eigenen Vorschlag zu einer Gesetzesreform in meiner Diss entwickeln, sondern nur für einen bestimmten Themenbereich die aktuelle Situation rechtsvergleichend darstellen sollte. Die Reformvorschläge, die sich daraus ergäben, wollte der Professor selber in seinem Projekt entwickeln. Die Diss sollte quasi eine Vorarbeit dazu sein. Allerdings wurde ich mit den Worten, mein Vorschlag enthielte keine Problemstellung wieder nach Hause geschickt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich eine Problemstellung entwickeln sollte und habe mich nach einiger Bedenkzeit dafür entschieden, bei jemand anderem zu promovieren. Mir gefiel der Gedanke nicht, dass ich nur eine problematische Situation aufzeigen, aber keine eigenen Lösungsvorschläge entwickeln dürfen sollte.

Ich habe mich deshalb bei Doktoranden und Promovierten umgehört, wer seinen Doktorvater empfehlen könne. Mir war es wichtig eine gute Betreuung zu haben, d.h. einen Prof, der ansprechbar ist, bestenfalls Themenvorschläge macht und die Gliederung und die einzelnen Kapitel korrigiert, damit man nicht jahrelang ins Blaue hineinschreibt und einem dann die Diss um die Ohren gehauen wird. Es gab an unserer Uni Profs, die dafür bekannt waren, die fertigen Dissertationen mindestens ein Jahr nicht zu korrigieren oder die meinten, man müsse sich mindestens drei Jahre mit einem Thema beschäftigt haben, bevor man die Reife zur Promotion hätte, weil sonst der nötige Tiefgang fehle, oder die einem eine 150 seitige Korrektur im Stil „wie ich es gemacht hätte“ zurückgaben. Es hat mir sehr geholfen, dass im Vorfeld zu klären.

Ich habe dann bei einem anderen Professor promoviert, der zwar ebenfalls ein DFG Projekt hatte, für das er meine Doktorarbeit verwenden wollte, aber er hat mir zumindest am Anfang das Gefühl gegeben, ich sei frei darin, was ich schreibe.


Bianca von Dr-Jur.net: Ich kannte meinen Doktorvater schon aus verschiedenen Vorlesungen und hatte mit ihm im Zusammenhang mit Moot Courts zusammengearbeitet. Als ich promovieren wollte, habe ich ihn daher einfach um einen Termin gebeten.


Hier geht es weiter zur nächsten Frage: Wie bist Du auf Dein Thema gekommen? Wie sah die Ausgangsfassung Deines Themas aus und wie entwickelte es sich im Laufe der Promotion?