Hattest Du irgendein Forum für Austausch mit anderen Doktorand*innen? Eine Arbeitsgruppe, ein Doktorandenseminar?
Janett Bachmann: Ich hatte eine Freundin, die bereits in Jura promoviert hatte. Von ihr erhielt ich immer wertvolle Tipps. Ansonsten konnte ich inhaltliche Aspekte immer mit einem Freund diskutieren. Das half sehr.
Felix Berner: Nein.
Christopher Czimek: Ich habe meine Dissertation zeitgleich mit einer Kollegin des Lehrstuhls meines Doktorvaters begonnen. Mit ihr habe ich mich regelmäßig und intensiv ausgetauscht, auch nachdem der Lehrstuhl geschlossen war und wir uns nicht mehr oft persönlich gesehen haben. Wir haben Gedankengänge und Ideen ausgetauscht, Ausführungen gegengelesen und Probleme diskutiert. Dies stellte für mich den wichtigsten Austausch dar.
Daneben habe ich den Austausch mit den Kollegen an beiden Lehrstühlen, für die ich tätig war, als sehr bereichernd empfunden. Insbesondere am Bonner Lehrstuhl war ein kollegiales Miteinander vorzufinden, wo jeder stets ein offenes Ohr für den anderen und das aktuelle Thema hatte. Auch in Düsseldorf am Lehrstuhl fand ein Austausch statt. Insbesondere aufgrund der räumlichen Situation – es gab zahlreiche separate Büros, die auf zwei verschiedene Gebäude aufgeteilt waren – im Vergleich zu Bonn jedoch weniger.
Anna Maria Ernst: Wir hatten am Lehrstuhl regelmäßige Doktorandentreffen, bei denen wir uns fachlich ausgetauscht haben. Hierbei stellte immer ein Doktorand einen Aspekt aus seiner Arbeit vor, etwa die Gliederung der Arbeit oder ein spezielles Problem, an dem er gerade tüftelt. Im Anschluss an den kurzen Vortrag diskutierten wir die aufgeworfenen Fragestellungen.
Anton Geier: Ich war bei einem Doktorandenkolleg, das mich aber eher verunsichert hat, als dass es eine Hilfe gewesen wäre. Kaum jemand fand mein Thema interessant. Auch unter den anwesenden Juristen kannte sich (verständlicherweise) niemand mit den Grundlagen dieser recht speziellen Materie aus und konnte mir irgendeine Form von Rückmeldung geben, ob mein Projekt Sinn macht oder nicht.
Viel hilfreicher war da mein Austausch mit Leidensgenossinnen und -genossen am Lehrstuhl und den Nachbarlehrstühlen. Hier ging es meist um gegenseitigen persönlichen Beistand aber bisweilen auch um einen fachlichen Austausch.
Susanne Gössl: Keine Arbeitsgruppe und leider auch nicht wirklich Austauschpersonen im Kollisionsrecht, wenn man von meinem Betreuer absieht. Aber das war eine großartige Betreuung, daher habe ich hier nicht wirklich ein Defizit bemerkt. Ich war in einem nicht-kollisionsrechtlichen Lehrstuhlteam (Medienrecht), in dem ich immer gezwungen war, zu erklären, was eigentlich IPR ist und warum es nicht nur eine tolle, sondern auch eine extrem wichtige Materie ist. Inzwischen habe ich als Habilitandin sehr viel Austausch mit Fachkollegen und stelle immer wieder fest, dass das auch ein riesiger Vorteil ist, um Feedback zu kriegen oder auch um einfach simple organisatorische Schritte zu besprechen. Im Nachhinein glaube ich, wäre eine Arbeitsgruppe oder ein regelmäßiger Austausch sicher hilfreich gewesen, wobei es immer vom konkreten Kreis abhängt und davon, wie konstruktiv das jeweilige Feedback ist. Sonst kann es auch sehr viel Zeit kosten und wenig ertragreich sein.
Nadja Harraschain: Ich habe eine gute Freundin, die zeitgleich ihre Promotion bei derselben Doktormutter abschloss. Wir waren keine Arbeitsgruppe, haben uns aber immer wieder gegenseitig aus Motivationstiefs geholt.
Scarlett Jansen: Ich war während der Promotionsphase weiterhin am Lehrstuhl beschäftigt und hatte so die Möglichkeit mich mit den anderen Mitarbeitern auszutauschen.
Andreas Krebs: Nein, ich stand in keinem Austausch mit anderen Doktorand*innen und war auch nicht in einer Arbeitsgruppe.
Verena Roder-Hießerich: Ja, ein privates Doktorandenseminar mit Doktoranden anderer Lehrstühle. Das war auch inhaltlich sehr interessant, da man „über den Tellerrand“ schauen konnte.
Die Mitgliedschaft in dem privaten Doktorandentreffen habe ich „geerbt“. Es bestand bereits eine feste Gruppe, lehrstuhlübergreifend. Als mein Lehrstuhl-Kollege mit seiner Dissertation fertig war, durfte ich seinen Platz einnehmen.
Wir haben uns in längeren Abständen abends getroffen. Haben Pizza bestellt und uns erst einmal lange über die aktuelle Situation ausgetauscht. Es hatte also etwas von einer Art „Selbsthilfegruppe“. Wir haben viel darüber gesprochen, dass es neben der Lehrstuhlarbeit schwierig ist, konsequent an der Dissertation zu arbeiten etc.
Bei jedem Termin hat ein Teilnehmer aus seiner Dissertation berichtet. Zu Beginn habe ich beispielsweise mein Projekt in groben Zügen vorgestellt, die anderen haben dies dann kommentiert und wir haben über Parallelen und Bezüge gesprochen (die natürlich nur sehr vereinzelt bestanden).
Später habe ich konkrete Ergebnisse berichtet und gegen Ende dann den Gesamtzuschnitt diskutiert. Nach einer solchen Besprechung habe ich beispielsweise einen Teil zum Thema Vorlageverfahren beim EuGH gestrichen.
Anne Sanders: Nein, nur Austausch mit Kollegen am Lehrstuhl sowie Freunden und dem Partner.
Mareike Schmidt: Eine organisierte Form des Austauschs hatte ich nicht. Aber der Austausch mit den Kolleg:innen am Lehrstuhl war sehr eng und von unschätzbarem Wert für mich.
Rick Sprotte: Ich hatte über mein Stipendium immer wieder die Möglichkeit mich mit anderen Doktorand*innen auszutauschen, sei es während des Doktorand*innenforums oder während anderer Veranstaltungen. Am Lehrstuhl hatten wir jährliche Doktorand*innenkollequien. Die prägendste Erfahrung in diesem Zusammenhang habe ich allerdings während meiner Zeit am Max-Planck-Institut Luxembourg für Internationales, Europäisches und Regulatorisches Verfahrensrecht gemacht, an welchem der Austausch nochmals ganz anders möglich war. Das hat mir unglaublich geholfen.
Sabine Vianden: Gegen Ende meiner Promotionsphase wurde an meiner Universität ein Arbeitskreis gebildet, von dem ich selbst dann nicht mehr viel profitiert habe. Allerdings hatte ich das Glück, am Lehrstuhl zu arbeiten, wo viele Kollegen in der gleichen Situation waren. Wir hatten keine festen Termine, aber so gut wie immer offene Türen, wenn jemand ein bisschen Input brauchte.
Anonym: Ich habe mit meiner besten Freundin parallel promoviert, wir haben uns eine Zeit lang alle 14 Tage ausgetauscht, damit man sich nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor jemand anderem für die Arbeitsfortschritte rechtfertigen muss. Das war allerdings nicht besonders hilfreich, da wir überhaupt keine Ahnung vom anderen Themengebiet hatten.
Bianca von Dr-jur.net: Mit drei Freunden, die ebenfalls in Jura promovieren, haben wir einen Doktorandentreff veranstaltet. Alle drei bis vier Wochen treffen wir uns, tauschen uns über unsere Fortschritte aus und diskutieren aktuelle Probleme. Außerdem hatte ich am Lehrstuhl Gelegenheit, mein Dissertationsthema vorzustellen. Seit einigen Monaten organisiere ich den Arbeitskreis der Zivilrechtsdoktoranden, bei dem wir uns circa monatlich treffen und jedes Mal ein anderer Doktorand vorträgt.
Hier geht es weiter zur nächsten Frage: Wie hast du Deine Promotionsphase finanziert? Was waren die Vor- oder Nachteile?