Hast du ein Exposé geschrieben? Wenn ja, was hat es Dir gebracht?

Janett Bachmann: Ein Exposé musste ich nicht schreiben.


Felix Berner: Ich habe zum einen ein Exposé geschrieben, um mir einen Überblick über das Thema zu verschaffen und zu schauen, ob es direkt etwas zu dem Thema gibt. Zum anderen habe ich mich mit dem Exposé auf ein Stipendium beworben. Mir persönlich hat es sehr viel gebracht. Es hat meine Gedanken geordnet und ein klares Programm vorgegeben, das ich abarbeiten und an welchem ich meinen Fortschritt messen konnte. Zudem konnte ich das Exposé mit einigen Aktualisierungen und Veränderungen fast vollständig als Einleitung wiederverwenden.


Christopher Czimek: Ich habe ein Expose verfasst. Zunächst tat ich dies aus extrinsischer Motivation: Es war Voraussetzung für die Bewerbungen auf ein Stipendium bei den Begabtenförderungswerken.

Im Nachgang habe ich festgestellt, dass dies auch unabhängig von etwaigen Bewerbungen das Sinnvollste war, was ich zu Beginn der Arbeit hätte tun können. Ich war dadurch direkt gezwungen, meine Gedanken in eine Monographie-orientierte Struktur zu bringen. So konnte mich nicht zu lange davor drücken, etwas zu Papier zu bringen – sei es auch noch so unausgereift.


Anna Maria Ernst: Das Verfassen eines Exposés ist am Lehrstuhl meines Doktorvaters verpflichtend. Das Exposé hat mir geholfen den Rahmen meiner Arbeit abzustecken und eine erste Orientierung zu erhalten, was ich alles bearbeiten möchte.


Anton Geier: Ja. Mir hat es viel gebracht. Zum einen, weil ich mich damit für ein Stipendium qualifizieren konnte. Aber noch wichtiger: Ich bin vom Typ jemand, der erst einmal schreiben oder reden, also sich irgendwie ausdrücken muss, um die eigenen Gedanken wirklich zu fassen, einschließlich ihrer Stärken und Schwächen. Mit dem Exposé hatte ich ein Narrativ, eine Grundthese, die mir als roter Faden diente. Es war auch die Grundlage, um das Thema endgültig mit meinem Doktorvater zu vereinbaren. Der im Exposé üblicherweise zu erstellende Zeitplan diente aber nur zur Belustigung in der Rückschau. Ich frage mich, ob ein Zeitplan zu Beginn einer Promotion überhaupt zu mehr dienen kann, als die eigene Ambition zu bekunden, die Arbeit in einem gewissen zeitlichen Horizont fertig bekommen zu wollen. Aber das ist vielleicht auch eine Typfrage. Manchen mag ein Zeitplan und seine Anpassung während der Promotion als Orientierung eine Hilfe sein.


Susanne Gössl: Ja, weil mein Doktorvater ursprünglich nicht sicher war, ob das Thema kollisionsrechtlich interessant ist. Mit dem Exposé hat er seine Meinung geändert. Mir hat es also eine Promotionszusage eingebracht und darüber hinaus auch einen ersten Ansatz, wie ich meine Arbeit genauer untergliedere, welche einzelnen Untersuchungsschritte notwendig sind. Später habe ich die Gliederung immer wieder neu konzipieren müssen, aber der Gedankengang ist eher konkreter geworden, nicht anders.


Nadja Harraschain: Ich habe ein Exposé für eine Stipendiumsbewerbung geschrieben. Für meine Arbeit hat es allerdings nicht viel gebracht.


Scarlett Jansen: Mein Exposé habe ich anlässlich einer Bewerbung um ein Stipendium geschrieben. Es hat mir sehr viel gebracht:

1. Ich habe dadurch mein Vorhaben eingrenzen und erstmals beschreiben können. Zur Ordnung der Gedanken war das sehr wichtig, denn häufig liest man zu Beginn sehr viel, was einen insgesamt verwirren kann.

2. Das Exposé habe ich auch meinem Doktorvater vorgelegt. So konnte ich frühzeitig Rückmeldung erhalten, ob meine Arbeitsschritte so sinnvoll und der Gang der Untersuchung nachvollziehbar ist.

3. Ich konnte mich während der Arbeit immer wieder am Exposé orientieren und schauen, welches Kapitel als nächstes ansteht.

4. Man hat schon mal etwas „geschafft“ und sogar etwas zu Papier gebracht. Das gibt ein gutes Gefühl.

5. Und schließllich hat mir das Exposé als Teil der Bewerbung um das Stipendium einen finanziellen Zuschuss gebracht.

Im Übrigen bin ich bei meiner Habilitation ähnlich verfahren und habe dieselben Erfahrungen in ähnlicher Weise nochmals gemacht.


Andreas Krebs: Ich habe ein kurzes Exposé geschrieben, größere Vorteile ergaben sich daraus nicht.


Verena Roder-Hießerich: Ich habe kein formelles Exposé geschrieben, aber vor dem ersten Feedback-Gespräch mit meinem Doktorvater eine Gliederung erstellt, um zu beschreiben, was mir vorschwebt.


Anne Sanders: Nein. Das habe ich erst gemacht, als ich mich dann 2004 für ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes bewarb. Heute würde ich das jedem in einem früheren Stadium empfehlen. Nicht, weil damit die Arbeit völlig festgelegt ist, man ändert noch genug, sondern weil einen das zwingt, die Arbeit als großes Bild zu skizzieren, bevor man in den Details verschwindet.

Immerhin habe ich aber im November 2006 eine Zusammenfassung in englischer Sprache auf 150 Seiten gemacht, nach dem Master,  als ich mich für eine Forschungsstelle in Oxford beworben habe. Für die Bewerbung war eine Doktorarbeit in englischer Sprache erforderlich, die ich natürlich nicht hatte. Ich habe die Stelle dann leider nicht bekommen und diese englische Zusammenfassung später nie wieder gebraucht. Aber es war eine gute Übung, das Thema einmal einem englischen Leser zu erklären und damit zu merken, was wirklich wichtig war. Diese Arbeit hat mir noch einmal sehr geholfen, die wesentlichen Linien dann in der deutschen Fassung endgültig herauszuarbeiten.

Bei meiner Habilitation habe ich eine Art Exposé geschrieben, wieder in Englisch, und es hat die Arbeit dann ziemlich beschleunigt. Wenn man in einer anderen Sprache recht gut zu Hause ist, würde ich durchaus mal versuchen, das Thema in einer anderen Sprache zu formulieren. Das zwingt einen, einen andern Blickwinkel einzunehmen und klar zu formulieren, was man meint und sich nicht auf deutsche Begriffe zu stützen, die vielleicht gar nicht mehr so klar und unangreifbar sind, wenn man die deutsche Sprache verlässt.

Was mir sicher geholfen hat, nicht völlig den Überblick zu verlieren, waren meine Publikationen zu meinem Promotionsthema. Das ist aber auch ein Risiko, weil man mit dem Schreiben nebenher viel Zeit verliert.


Mareike Schmidt: Nein, ein Exposé wurde bei uns weder erwartet noch angeregt. Meiner Doktormutter war eine mehr oder weniger eingehende Gliederung am wichtigsten. Die hat auch wirklich geholfen – obwohl sie im Laufe des Arbeitsprozesses natürlich vielfach umstrukturiert wurde.


Rick Sprotte: Die Fertigstellung des Exposés war tatsächlich ein wichtiger Meilenstein. Auch wenn sich die Thematik im Detail stetig ein wenig veränderte, gab mir das Exposé einen Kompass vor. Außerdem half es mir bei diversen Bewerbungen, um mein Thema prägnant vorstellen zu können.


Sabine Vianden: Da ich mich für verschiedene Stipendien beworben hatte, musste ich ein Exposé schreiben. Zunächst fühlte sich das künstlich an, weil ich das Gefühl hatte, das gesamte Vorhaben so früh unmöglich überblicken zu können. Im Nachhinein war es aber sehr hilfreich, weil es statt eines leeren Blattes bereits ein Dokument gab, was den Einstieg in den Schreibprozess erleichtert hat.


Anonym: Nein, nur eine sehr detaillierte Gliederung. Das hat mir sehr viel gebracht, da ich mich daran gut entlanghangeln konnte und wusste, dass der Doktorvater die Gliederung unterstützt.


Bianca von Dr-Jur.net: Ja, habe ich, um mich für ein Stipendium zu bewerben. Durch das Exposé habe ich mir Gedanken gemacht, worüber ich eigentlich schreiben will, wie ich an die Fragestellung herangehen möchte. Und ich habe dafür die Literatur umfassend sichten und ordnen müssen, sodass ich einen vorgegebenen Rahmen habe. Außerdem habe ich mir darin einen Zeitplan festgelegt. Das hätte ich vermutlich eh getan, aber ihn schriftlich festzuhalten und nach außen zu kommunizieren hat ihn verbindlicher gemacht.


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